Südwesten - Weinanbaugebiet


Englisch: South west france wine region
Französisch: Vignoble du sud-ouest
Italienisch: Vino regione sud-ovest
Spanisch: Viñedo del suroeste


Inhaltsverzeichnis
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© Moustyk / fotolia.com

Der Südwesten oder Le Sud-Ouest ist ein französisches Weinbaugebiet, das im Osten vom Languedoc-Roussillon, im Süden von den Pyrenäen und im Nordwesten vom Bordeaux begrenzt wird. Zentral im Südwesten befindet sich die Weinbauregion Armagnac in der der gleichnamige Branntwein hergestellt wird. Früher wurde der Südwesten, dessen Weine per Schiff entlang der Dordogne und der Garonne ans Meer transportiert wurden auch als Haut-Pays bezeichnet.

Bei der Bezeichnung Südwesten handelt es sich im Grunde genommen um einen Überbegriff der Provinzen Aquitaine und Béarn sowie des Baskenlandes und einem Teil des Languedoc. Die Region war im Mittelalter deutlich populärer als heute und die Weine wurden größtenteils exportiert.

Rein geographisch und historisch zählt das gesamte Gebiet zwischen dem Massif Central im Osten, der Atlantikküste im Westen und den Pyrenäen im Süden zum Südwesten. Insgesamt stehen 160.000 ha Rebfläche zur Verfügung, von denen aber nur 15.000 ha für die Herstellung von Qualitätsweinen unter dem A.O.C.-Siegel genutzt werden. Jährlich werden an die 650.000 hl Qualitätswein abgefüllt.


Region

Das Weinbaugebiet erstreckt sich von der Stadt Langon aus in östlicher Richtung bis in die Nähe der Stadt Millau im Aveyron. Ein Markenzeichnen des Weinbaugebiets ist die Zerstreutheit und Weitläufigkeit der Rebflächen. Die südlichste Appellation ist Irouléguy direkt an der Grenze zu Spanien während Bergerac, die nördlichste Appellation des Südwestens an der Dordogne liegt.

Bezüglich des Klimas kann man viele Übereinstimmungen mit dem Weinbaugebiet Bordeaux erkennen. So dominiert ein atlantisch geprägtes Klima, welches erst in der Nähe des Massif Central von kontinentalen Klimaeinflüssen verdrängt wird.

Aufgrund der Größe und der klimatischen Unterschiede wird der Südwesten in folgende Appellationen eingeteilt:

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Bergerac

Die Appellation Bergerac verfügt über 15.000 ha Rebfläche und liegt ca. 80 km östlich von Bordeaux. Die Rebflächen verteilen sich auf 93 Weinbaugemeinden und stellen zusammen die größte Appellation des Südwestens dar. Schon in der Antike wurden im Bergerac durch die Römer Reben kultiviert. Auf Böden aus Ton oder Kalkstein werden sowohl rote als auch weiße Rebsorten gezogen. Das Sortenspektrum ähnelt dem des benachbarten Bordeaux. Nur die im Bergerac gekelterten Rotweine dürfen unter dem Namen A.O.C. verkauft werden. Die anderen Weine kommen je nach Herstellungsverfahren entweder als Bergerac sec, Côtes de Bergerac Moelleux, Rosette oder Saussignac in den Handel. In der Appellation Bergerac werden Rotweine werden aus den drei Rebensorten Merlot, Cabernet Franc sowie Cabernet Sauvignon und Weißweine aus den Rebensorten Sauvignon Blanc, Sémillon sowie Muscadelle gekeltert.

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Buzet

Die Appellation Buzet liegt südöstlich der Côtes du Marmandais am Ufer der Garonne und verfügt über eine Rebfläche von ca. 2.000 ha. In der A.O.C. Buzet werden hauptsächlich Rotweine hergestellt, welche aus typischen Bordeaux-Rebsorten gekeltert werden. Aufgrund des vorhandenen Sortenspektrums wurden die Weine aus Buzet in früheren Jahrhunderten meist zum Verschnitt in das nahe gelegene Bordeaux geliefert. In der Appellation Buzet werden seit Ende des 20. Jhd. einfache Weine in Holzfässern ausgebaut. Die Weine aus Buzet verfügen über viel Alterungspotenzial und zählen zu den Spitzenprodukten des Südwestens.

Cahors

Die Rebflächen der Appellation Cahors erstrecken sich rund um die gleichnamige Stadt im französischen Département Lot. Insgesamt stehen ca. 4.000 ha Rebfläche zur Verfügung auf denen meist die Rebsorte Malbec kultiviert wird. Seit dem Mittelalter werden im Cahors vorwiegend konzentrierte und kräftige Rotweine gekeltert. Die Weine wurden im Mittelalter unter dem Namen black wine nach England exportiert und waren dort sehr gefragt. Mit dem Aufstieg des Bordeaux verlor die Appellation aber immer mehr an Bedeutung.

Côtes de Duras

Südlich der Appellation Monbazillac liegt die 1.600 ha Rebfläche umfassende Appellation Côtes de Duras. Auf Böden aus Ton und Kalk werden zwischen der Garonne und der Dordogne meist Rotweine aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc hergestellt. Teilweise werden auch Weißweine aus den Rebsorten Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle gekeltert.

Côtes de Montravel

Ganz im Süden der Appellation Bergerac befindet sich die für ihre Weißweine bekannte Appellation Côtes de Montravel. Im Anbau stehen Sauvignon Blanc und Sémillon. Die in der Appellation hergestellten Weine verfügen über viel Frucht, Spritzigkeit und eine feine, gut ausbalancierte Säure.

Côtes de Saint-Mont

Die Appellation Côtes de Saint-Mont liegt am östlichen Rand des Madiran und verfügt über 1.000 ha Rebfläche. Die Weinberge befinden sich rund um Plaisance und beherbergen sowohl rote als auch weiße Rebsorten. Die Winzer dürfen laut französischem Weinbaugesetz höhere Erträge einfahren und stellen dadurch eher leichtere und fruchtigere Weine her.

Côtes du Frontonnais

Die Appellation Côtes de Frontonnais befindet sich am Unterlauf des Flusses Tarn und umfasst eine Gesamtrebfläche von 1.700 ha. Die Rebflächen verfügen über einen Untergrund aus Kies und sind in Form von Terrassen entlang des Flussufers angelegt. Die Winzer konzentrieren sich auf die Herstellung von fruchtigen Rot- und Roséweinen. Laut französischem Weinbaugesetz müssen die Weine der Côtes du Frontonnais über einen Anteil von mind. 60 % der Rebsorte Négrette verfügen.

Côtes du Marmandais

Die Appellation Côtes du Marmandais schließt direkt an die Côtes de Duras an und verfügt über eine Gesamtrebfläche von ca. 1.500 ha. Die Weinberge erstrecken sich rund um die Stadt Marmande am Ufer der Garonne. Das Rebsortenspektrum ähnelt dem des Bordeaux. Aufgrund des kühleren Klimas werden aber im Gegensatz zum Bordeaux eher leichtere und hellere Rotweine sowie fruchtige Roséweine hergestellt. Laut Weinbaugesetzt müssen die Weine immer einen Anteil von mind. 25 % Gamay, Syrah, Fer oder Abouriou enthalten.

Gaillac

Die traditionsreiche Appellation Gaillac liegt am rechten Ufer des Flusses Tarn und verfügt über eine Gesamtrebfläche von 1.600 ha. Schon im 1. Jhd. wurden hier die ersten Weingärten errichtet. Im Mittelalter genossen die Weine der Appellation vor allem in England große Beliebtheit. Im Laufe der Zeit gerieten aber auch die Weine des Gaillac durch den Aufstieg des Bordeaux immer mehr in Vergessenheit. Die Appellation verfügt über eine der größten Sortenvielfalten Frankreichs, wodurch auch die deutlich unterschiedlichen Weinstile der Appellation erklärbar sind.

Irouléguy

Die Appellation Irouléguy verfügt über ungefähr 200 ha Rebfläche und liegt im äußersten Süden des Weinbaugebietes direkt in den Pyrenäen und ein Teil des französischen Baskenlandes. Die Rebflächen sind in Form von Terrassenlandschaften auf einer Höhe von 400 m angelegt. Er werden sowohl Rot- als auch Weißweinrebsorten kultiviert die entweder zur Herstellung von kräftigen Roséweinen, leichten Rotweinen oder fruchtigen Schaumweinen verwendet werden.

Jurançon

Die Appellation Jurançon liegt am Fuße der Pyrenäen südlich der Stadt Pau und verfügt über eine Gesamtrebfläche von ca. 600 ha. Die Winzer konzentrieren sich vor allem auf die Herstellung von Weißweinen und hochwertigen Süßweinen die hauptsächlich aus den lokalen Rebsorten Petit Manseng, Gros Manseng, Courbu, Lauzet und Camaralet gekeltert werden. Die Rebflächen liegen auf 300 m Höhe und verfügen über eine optimale Sonneneinstrahlung. Meist werden die Trauben spät im Herbst geerntet, wenn sie bereits von Edelfäule befallen sind. Dadurch verfügen die Weine über einen sehr hohen Restzuckergehalt. Die Weine aus dem Jurançon gelten als würzig, alkoholstrak und verfügen über ein großes Alterungspotenzial.

Madiran und Pacherenc du Vic-Bilh

Die Appellationen Madiran und Pacherenc du Vic-Bilh befinden sich 20 km nördlich der Stadt Pau, direkt an der Grenze zum Armagnac. Insgesamt stehen etwas mehr als 1.000 ha Rebfläche zur Verfügung welche schon zur Zeit der Römer für Weinbau genutzt wurden. Die 900 ha umfassende AC Madiran wurde speziell für die Herstellung von Rotweinen und die nur 100 ha Rebfläche umfassende AC Pacherenc du Vic-Bilh ausschließlich für Herstellung von Weißweinen geschaffen. Die Rotweine der AC Madiran gelten als äußert tanninreich und verfügen über eine dunkelrote Farbe. Sie müssen zu mind. 60 % aus der Tannat-Traube hergestellt werden. Die Weine sollten mind. 5 bis 10 Jahre vor dem Genuss in der Flasche gelagert werden, da sie sonst einen stark herben Geschmack haben. Die Weißweine bestechen durch ihre Fruchtigkeit, ihre goldgelbe Farbe und ihre Lagerfähigkeit. In klimatisch begünstigten Jahren können sie sogar mit hohem Restzuckergehalt ausgebaut werden.

Monbazillac

Die Appellation Monbazillac liegt im Süden der Appellation Bergerac und verfügt über 2.500 ha Rebfläche. Bekannt ist die Appellation vor allem für seine Süßweine die nach dem Vorbild der Weine des Sauternes hergestellt werden. Begünstigt wird die Herstellung von Süßweinen durch den Fluss Gardonette, der in der Nähe der Rebflächen in die wärmere Dordogne mündet und dadurch die Nebelbildung im Herbst und somit das Auftreten von Edelfäule fördert. Im Monbazillac unterliegen die Winzer strengen Regelungen in Bezug auf die Weinherstellung und die verwendeten Rebsorten. Insgesamt sind nur 3 Rebsorten für die Weinherstellung zugelassen, darunter Sémillon, Muscadelle und Sauvignon Blanc. Die Höchsterträge wurden auf 40 hl Wein/ha Rebfläche beschränkt und der Mindestalkoholgehalt muss bei mind.14,5 % vol. liegen.

Pécharmant

Die Appellation Pécharmant wurde aufgrund ihrer Böden aus der Appellation Bergerac ausgegliedert. Insgesamt stehen 300 ha Rebfläche östlich der gleichnamigen Stadt im Zentrum des Bergeracs zur Verfügung. Auf Hängen mit südlicher Ausrichtung werden meist Rotweinrebsorten auf Böden aus Kies, Ton und Kalk mit einem hohen Eisenanteil kultiviert. Die qualitativ hochwertigen Weine sind äußert kraftvoll und verfügen über ein erstaunliches Alterungspotenzial.


Rebsorten

Im Südwesten dominieren wie im benachbarten Bordeaux vor allem rote Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Beliebt sind auch jüngere, einheimische, teilweise auch neu gezüchtete Rebsorten wie Tannat, Négrette oder Fer.

Bei den weißen Reben sind die Sémillon- und Sauvignon Blanc-Traube von Bedeutung. Neben ihnen sind auch lokale Rebsorten wie Colombard, Mauzac, Petit Courbu und Petit Manseng von Bedeutung.


Eigenschaften

Im französischen Südwesten werden sowohl Rot-, Weiß-, Rosé-, Süß- und Schaumweine hergestellt. Die Rotweine sind wuchtig und verfügen über viel Frucht. Die Roséweine sind meist leicht, frisch und voller Spritzigkeit. Die Weißweine verfügen über eine gute Balance und viel Frische.


Wein-Produzenten aus dem Weinbaugebiet Loire



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon