Eiklar, Eiweiß
Englisch: Egg white
Französisch: Blanc d'œuf
Italienisch: Albume
Spanisch: Clara de huevo
Inhaltsverzeichnis
- Eiklar
- Zusammensetzung und Inhaltsstoffe des Eiklars
- Übersicht der Eiklarproteine
- Eiklarproteine Lebensmittelallergien
- Küchentechnologische Eigenschaften von Eiweiß
- Backfehler durch das Eiweiß alter Eier
- Produkte aus Eiweiß
- Produkte, die Eiweiße enthalten können
- Kalorien, Vitamine, Mineralien und Nährstoffe pro 100 g/ml
- Zusammenfassung und Kurzinfos
- Quellen
Mit Eiweiß oder Eiklar ist im allgemeinen und im Lebensmittellexikon im besonderen immer das Eiweiß von Hühnereiern gemeint. Das Hühnereiweiß gilt aufgrund seiner Zusammensetzung als ein sehr hochwertiges Nahrungseiweiß. Die Eiweißwertigkeit von Hühnereiweiß, also das Maß, mit welcher Effizienz ein Nahrungsprotein in körpereigenes Protein umgesetzt werden kann, gilt als Referenzwert für die Wertigkeit von Nahrungseiweißen anderer Lebensmittel.
Zusammensetzung und Inhaltsstoffe des Eiklars
Das Eiklar ist in Phasen unterschiedlicher Viskosität um das Dotter angelagert. Es werden vier verschiedene Eiweißschichten im Ei unterschieden:
- eine äußere dünnflüssige Schicht
- eine mittlere zähflüssige Schicht
- eine innere dünnflüssige Schicht
- eine chalazifere Eiklarschicht
Siehe auch: Aufbau eines Hühnereis.
Für die zentrale Lage des Dotters sind die - von den Polgegenden der zähflüssigen Eiklarschicht zu der Dotterkugel ziehenden - Hagelschnüre (Chalazeen) verantwortlich. Die Hagelschnüre und das zähflüssige Eiweiß halten das Ei in einer zentrierten Position im Ei und verhindern, dass sich der Dotter an die Eierschale anlagert.
Die Viskosität, also die Zähflüssigkeit des Eiweißes ist in einem frischen Ei höher als in einem alten Ei. Die Veränderung der Viskosität des Eiweißes während der Lagerung wird durch Enzyme beschleunigt. Mit zunehmender Lagerdauer verliert das Eiweiß an Viskosität. Zudem steigt während der Lagerung der pH-Wert des Eiweißes von anfänglich pH 7,6 bis 7,9 auf über pH 9. Der Anstieg des pH-Wertes ist infolge von, aus dem Ei diffundiertes (austretendes) CO2 zurückzuführen.
Das Eiklar hat einen durchschnittlichen Gewichtsanteil von 58 % eines ganzen Eis. In der Fachliteratur wird das Eiklar als 10 %-ige wässrige Lösung mit verschiedenen globulären Proteinen beschrieben.
Übersicht der Eiklarproteine
Das Eiklar setzt sich aus den verschiedenen Proteinen zusammen.
Protein | Anteil in % im Eiweiß | Eigenschaften |
---|---|---|
Ovalbumin | 54,0 | denaturiert beim Schlagen; bildet sich im Laufe der Lagerung in S-Ovalbumin um; begünstigt Gerinnung bei Erhitzung |
Conalbumin | 13,0 | bindet mit 2- und 3-wertigen Metallionen (Eisen, Kupfer) hitzestabile Komplexe; bakterizid bzw. antibakteriell |
Ovomucoid | 11,0 | Trypsin Inhibitor (Hemmstoff) |
Globulin | 4,0 | Schaumbildung |
Lysozym | 3,5 | Komplexbildung mit Ovomucin; zerstört Zellwände von Bakterien (antibakteriell) |
Ovomucin | 1,5 | in zähflüssigem Eiklar in vielfacher Konzentration; Komplexbildung mit Lysozym |
Ovoflavoprotein | 0,8 | bindet Riboflavin (Antivitamin) |
Ovomakroglobulin | 0,5 | Immunogene Wirkung; hemmt Ser- und Cys-Proteinasen |
Ovoglykoprotein | 0,5 | ohne besondere biologische Wirkung; ist ein Sialoprotein |
Ovoinhibitor | 0,1 | Proteinase Inhibitor (hemmt verschiedene Proteinasen z. B. Trypsin |
Cystatin | 0,05 | Hemmt Papain und Ficin; antibakteriell |
Avidin | 0,05 | bindet Biotin |
Quelle: Stadelmann u. Cotterill 1977; Wells u. Belyavin 1986; Ternes 1994 |
Eiklarproteine Lebensmittelallergien
Manche Proteine aus dem Eiklar führen beim Menschen zu Nahrungsmittelallergien. Das stärkste Allergen ist Lysozym, gefolgt von Ovomucin, Ovalbumin und Ovomucoid. Verwendung findet Lysozym vor allem in Japan als antibakterieller Zusatz in Lebensmitteln. In der Europäischen Union wird Lysozym als Lebensmittelzusatzstoff unter der Funktionsklasse der Konservierungsstoffe bei der Herstellung von gereiften Käse eingesetzt. Die Verwendung allergener Proteine in Lebensmittel ist für Menschen mit Neigung zu allergischen Reaktionen mit einem Risiko behaftet. Im Sinne des Verbraucherschutzes sollte deren Einsatz auf jeden Fall entsprechend deklariert werden.
Küchentechnologische Eigenschaften von Eiweiß
Schaumbildung und Schaumstabilität
Beim schaumig Aufschlagen von Eiklar wird mechanisch Luft in die Eiweißmasse eingebracht. Beim Aufschlagen bildet sich aus dem flüssigen Eiklar zunächst nasser, dann trockener und schließlich klebriger Schaum. Gegenüber älteren Eiern führen frische Eier zu einem beständigeren und weicheren Schaum. Der Schaum von älteren Eiern hingegen ist fester, zersetzt sich allerdings auch leichter als der von frischen Eiern.
Eiklar lässt sich gut aufschlagen, wenn man einige Spritzer Zitronensaft hinzufügt und die Temperatur des Eiklars zwischen 15 °C und 20 °C liegt.
Sehr frische Eier, also Eier, die weniger als 24 Stunden alt sind, lassen sich nicht zu festem Eischnee aufschlagen.
Welche Proteine des Eiweißes übernehmen welche Aufgaben beim Steifschlagen von Hühnereiklar? Das Ovalbumin, das Hauptprotein des Eiklars denaturiert relativ leicht (wird fest). Diese Eigenschaft ermöglicht, das Eiklar schaumig geschlagen werden kann. Dabei fungieren die Globuline als Schaumbildner und die Glykoproteine (Ovomucoid, Ovomucin) als Schaumstabilisatoren. Die Stabilisation und Festigkeit des Eischnees wird ermöglicht, weil insbesondere die Ovomucine in den Flüssigkeitslamellen um die Luftbläschen herum einen Film unlöslichen Materials bilden. Mucineiweiße halten also beim Aufschlagen von Eischnee die eingeschlagene Luft fest.
Bräunungsvermögen
Ab 100 °C verfärben sich Eiweiße bräunlich und geben Geschmacksstoffe ab. Diese Farb- und Geschmacksstoffe sind beispielsweise für die Ausbildung der Kruste von Gebäck wichtig und insbesondere an den Rändern bei einen kross gebratenem Spiegelei zu erkennen.
Quellfähigkeit
Proteine nehmen Wasser auf und quellen dadurch. Das Wasser wird beim Quellen in den Proteinen gebunden. Die Quellfähigkeit von Eiweißen wird vor allem bei der Herstellung von Backmittel genutzt. So werden beispielsweise Fertigmehle für Berliner mit Trockeneiweiß angereichert. Die Quellfähigkeit von Eiweiß wird auch bei der Zugabe von - mit trockenem Hühnereiweiß angereichertem - Magermilchpulver zu Speiseeis genutzt.
Backfehler durch das Eiweiß alter Eier
Veränderungen des Eiweißes während der Lagerung von frischen Eiern können zu Backfehlern führen. Denn mit zunehmenden Alter der Eier bildet sich aus Ovalbumin, dem Hauptprotein des Eiweißes das hitzestabile S-Ovalbumin. Dadurch kann die Temperatur, die zur Denaturierung des Eiweißes notwendig ist ansteigen. Das ist insbesondere bei Backwaren mit einem hohen Anteil an Zucker der Fall. Dann kann die Denaturierungstemperatur von 84 % auf 95 % steigen. Wenn also zum Backen Eiweiß mit einem hohen S-Ovalbumin-Anteil verwendet wird, kann es vorkommen, dass die Stärke des Weizens (Klebereiweiß) verkleistert, während das Eiweiß noch nicht denaturiert ist. Das führt zu Backfehler. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt, wenn älteres Eiklar verarbeitet wird, das einen wesentlichen Anteil an hitzestabilen S-Ovalbumin enthält.
Produkte aus Eiweiß
Aus dem Hühnereiweiß werden Eiweißpulver pasteurisiertes Eiweiß, oder Gefriereiweiß insbesondere für die weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie oder als Gastronomiebedarf auf dem Markt angeboten. Darüber hinaus werden einzelne Bestandteile des Eiweißes, so genannte Isolate hergestellt. Die Eiweiß-Isolate werden sowohl in der Lebensmittelindustrei als auch in der Kosmetikbranche und der Pharmazie verwendet.
Produkte, die Eiweiße enthalten können
Das Eiweiß ist wegen seiner küchentechnisch günstigen Eigenschaften in zahlreichen Lebensmitteln und Getränken 🛒 enthalten. Für den Verbraucher ist nicht immer offensichtlich, dass die Speisen oder Getränke Eiweiß von Hühnern enthalten können. So werden Hühnereiweiße oder Isolate aus dem Hühnereiklar für Herstellung von Lebensmittelfarbstoffe wie Bindemittel, Lockerungsmittel Stabilisatoren oder Schaummittel verwendet. Menschen die allergischen Reaktionen auf Hühnereiweiß haben, sollten auf der Zutatenliste von Lebensmittelverpackung nach entsprechenden Hinweisen wie "kann Spuren von Ei enthalten", "Hühnerei", "Protein", "Fremdprotein", "Ovoprotein" oder "Eiweiß" suchen.
Lebensmittel und Produkte mit Hühnereiweiß
In der industriellen Lebensmittelherstellung wird nicht nur das frische, sondern auch getrocknets Eiweiß in Form von Pulver eingesetzt. Lebensmittel und Produkte die Hühnereiweiß enthalten können sind:
- Brot
- Crèmes
- Eierlikör
- Eiscreme
- Feingebäck
- Fertigprodukte oder Halbfertigprodukte, die Eier oder Eiweiss enthalten wie:
- fertige Saucen
- fertige Suppen
- Fertigsalate
- Gebäck
- Kuchen
- Mayonnaise
- Milchpulver
- Mousses
- Ovomaltine
- Sülzen
- Süßspeisen
- Schokolade
- Schokoladenriegel
- Soufflés
- Teigwaren
- Wurst
- Wurstwaren
- Zwieback
- panierte Speisen (wie Fischstäbchen oder Schnitzel)
Bei der Be- und Verarbeitung von Trockeneiprodukten können Enzyme eingesetzt werden, bei denen eine gentechnische Herstellung möglich ist. Wenn also für die Herstellung von Lebensmittel Trockeneiprodukte verwendet wurden, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass im Herstellungsprozess gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt wurden. Weder das Trockeneiweiß, noch die Enzyme, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt wurden, sind kennzeichnungspflichtig.
Auch Impfstoffe, Lutschtabletten oder mit Eiweiß angereicherte Produkte wie Sportgetränke können Hühnereiweiße enthalten.
Sportnahrung - Eiweiß-Präparate
Es gibt eine große Auswahl an Sportnahrung, die besonders proteinreich ist und zum Muskelaufbau oder auch zum Fettabbau eingesetzt werden kann. In vielen Fällen findet man in ihnen jedoch nicht das Eiweiß von Hühnereiern, sondern Eiweiß aus anderen Quellen. Die bekannten Whey Produkte beispielsweise werden aus Milch gewonnen und auch Sojabohnen sind eine mögliche Quelle. Sportnahrung und Sportdrinks, die sogenanntes Eiprotein beinhalten, werden hingegen tatsächlich aus Eiklar hergestellt. Eiprotein wird meist als Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform angeboten und ist von Natur aus sehr bitter. Deshalb werden meist Geschmacksträger zugesetzt. Typisch sind die Geschmacksrichtungen Schokolade, Vanille und Erdbeere. Bei Fachhändlern wie im Onlineshop von Sportnahrung Engel sind allerdings auch Produkte aus Eiprotein ohne zusätzliche Aromen erhältlich. Eiprotein ist besonders für Menschen geeignet, die Milchzucker nicht vertragen. Eiweiß ist also auch im Sportbereich und Ernährung nicht gleich Eiweiß und Allergiker sollten die Inhaltsstoffe genau überprüfen.
Kalorien, Vitamine, Mineralien und Nährstoffe pro 100 g/ml
Eiklar: Hauptnährstoffe
Kalorien (kcal/kj): 46/193
Kohlenhydrateinheiten (KE, KHE): 0
Broteinheiten (BE): 0
Kohlenhydrate: + g
Ballaststoffe: 0 g
Eiweiß: 11,10 g
Wasser: 87,30 g
Fett: 0,20 g
MFU: + g
Cholesterin: 0 mg
Eiklar: Vitamine
Retinol: + µg
Thiamin: 0,02 mg
Riboflavin: 0,32 mg
Niacin: 0,10 mg
Pyridoxin: 0,01 mg
Ascorbin: 0 mg
Tocopherol: * mg
Eiklar: Mineralstoffe
Natrium: 170 mg
Kalium: 154 mg
Calcium: 11 mg
Phosphor: 21 mg
Magnesium: 12 mg
Eisen: 0,20 mg
Legende: kcl = Kilokalorie (1 kcal = 4.184 kJ), kj = Kilojoule, g = Gramm, mg = Milligramm (1 mg = 0.001 g), µg = Mikrogramm (1 µg = 0.001 mg), Mengenangaben: "*" = keine Daten vorhanden "+" = in Spuren enthalten, "0" = keine Daten oder praktisch nicht vorhanden.
Alle Angaben ohne Gewähr!
Zusammenfassung und Kurzinfos
- Milchpudding, Auflaufpudding, Westfälischer Pudding, Tapiokapudding, Schaumpuding, Sächsischer Pudding, Palmyra, Orléans, Normannischer Pudding, Metternichpudding, Cambacérès, Lyoner Pudding, Königlicher Pudding, Jungesellenpudding, Königin Pudding, Javanesischer Pudding, Harlekin, Indischer Pudding, Himbeerpudding, Johannisbeerpudding, Brombeerpudding, Frankfurter Pudding, Johannisbeer-Sorbet, Bierteig und Schokoladenfondant wird zubereitet mit Eiweiß
- Glasur und Eiweißspritzglasur wird zubereitet aus Eiweiß
- Eier bestehen aus Eiweiß
Quellen
- Gerald Rimbach, Jennifer Nagursky, Helmut F. Erbersdobler: Lebensmittel-Warenkunde für Einsteiger. Springer Spektrum, 2015 »
- Josef Loderbauer: Das Bäckerbuch: Grund- und Fachstufe in Lernfeldern. Verlag Handwerk und Technik, 2016 »
- Prof. Dr. Wilfried Seibel : Feine Backwaren. Behr's Verlag, 2001 »