Provence - Weinanbaugebiet


Englisch: Provence
Französisch: Provence
Italienisch: Provenza
Spanisch: Provenza


Inhaltsverzeichnis
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Als Provence bezeichnet man eines der ältesten und traditionsreichsten Weinbaugebiete Frankreichs. Der Name geht auf die römische Bezeichnung "Provincia" zurück.

Die Provence liegt im Südosten des Landes zwischen dem Mittelmeer und den Alpen und breitet sich von Avignon im Westen entlang der Côte d'Azur über Marseille bis nach Nizza im Osten aus. Die Provence grenzt im Westen an das Weinbaugebiet Languedoc und im Norden an das Rhône-Tal. Insgesamt stehen ca. 27.000 ha Rebfläche zur Verfügung. Jährlich werden von ungefähr 600 Winzern an die 170 Mio. Flaschen Wein produziert. Davon entfallen mehr als 85 % auf Roséwein, 10 % auf Rotwein und an die 3 % auf Weißwein.


Region

Sehr großen Einfluss auf die Klimaverhältnisse der Provence hat das Mittelmeer. Jährlich kommt es in dem Gebiet zu 3.000 Sonnenstunden und maximal 700 mm Niederschlag. Die Regenfälle konzentrieren sich dabei auf die Wintermonate. Das einzige klimatische Manko ist der Mistral, ein Sommerwind, der durch die Kälte die er mit sich bringt die Reife der Trauben stark beeinträchtigen kann.

Aufgrund der klimatischen und topografischen Unterschiede wird die Provence laut Weingesetz in die 8 Regionen Bandol, Cassis, Coteaux d‘Aix-en-Provence, Coteaux de Pierrevert, Coteaux des Baux-en-Provence, Coteaux Varois, Côtes de Provence und Palette eingeteilt.

Bandol

Das Weinbaugebiet Bandol ist 1.419 Hektar groß und besitzt seit dem 11. November 1941 den Status einer Appellation d'Origine Contrôlée. Das Bandol liegt das qualitative Zentrum des Weinbaus in der Provence. Schon im 6. Jhd. v. Chr. wurden hier die ersten Weingärten auf der europäischen Seite des Mittelmeers errichtet. Die Weinberge verfügen über eine optimale Ausrichtung zum Mittelmeer. Auf meist kalkhaltigen Böden werden sowohl Weiß- als auch Rosé- und Rotweine hergestellt. Beliebt ist die Mourvèdre-Traube, die optimale Qualitäten hervorbringt.

Cassis

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10 km östlich der Stadt Marseille liegt die AC Cassis. Sie verfügt über eine Gesamtrebfläche von 170 ha auf denen die Rebsorten Ugni Blanc, Clairette, Marsanne und Sauvignon Blanc kultiviert werden. Die Reben befinden sich auf Terrassen mit Ausrichtung zum Mittelmeer, sind vor kalten Nordwinden geschützt und haben schon seit dem Altertum Bestand. Die im Cassis hergestellten Weißweine sind meist trocken, verfügen über goldene Farbtöne und eine kräftige Struktur. Die Weine sind ein idealer Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten.

Coteaux d‘Aix-en-Provence

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Westlich von Aix-en-Provence liegt die heute nur mehr ca. 3.000 ha Rebfläche umfassende und als AC klassifizierte Coteaux d'Aix-en-Provence. Im 18. Jhd. verfügte die Appellation noch über mehr als 20.000 ha Rebfläche und die Reben reichten bis an die Grenzen der Stadt. Die Rebflächen liegen im Südwesten, Westen und Norden der Universitätsstadt auf Höhen zwischen 250 und 300 m über dem Meer. Durch die erhöhte Lage herrscht hier ein etwas kühleres Klima als in den Küstenbereichen, welches die Reife der Trauben verzögert, aber den Weinen mehr Struktur und Kraft verleiht. Es werden vor allem einfache Rot- und Roséweine hergestellt die für den täglichen Genuss bestimmt sind.

Coteaux de Pierrevert

Nördlich der Coteaux Varois im Umkreis von Manosque, Forcalquier und Peyruis erstreckt sich die kleine, nur ca. 300 ha Rebfläche umfassende Coteaux de Pierrevert, die nach der Gemeinde Pierrevert benannt wurde. Die Weingärten der Appellation befinden sich bereits am Fuß der provenzalischen Alpen. Hier herrscht ein deutlich kühleres Klima als in Küstennähe. Die Weine sind leicht, spritzig, frisch und säurebetont. Es werden sowohl Rot- als auch Weiß- und Roséweine hergestellt. In Coteaux de Pierrevert sind 11 Winzergemeinden, für den Weinbau zugelassenen: Corbières, Gréoux-les-Bains, Manosque, Montfuron, Pierrevert, Quinson, Sainte-Tulle, Saint-Laurent-du-Verdon, Saint-Martin-de-Brômes, Villeneuve und Volx.

Coteaux des Baux-en-Provence

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Die 6 Gemeinden und 300 ha Rebfläche umfassende Coteaux des Baux-en-Provence gehörte früher zur Coteaux d'Aix en Provence wurde aber 1985 aufgrund der Qualität der Weine ausgegliedert und als autonome AC klassifiziert. Die Weinberge liegen rund um das gleichnamige Städtchen Les Baux nordöstlich von Arles. Die Böden unterscheiden sich stark von denen der restlichen Region und haben einen sehr hohen Tonanteil. An der Coteaux des Baux-en-Provence herrscht ein heißes und feuchtes Klima, das pro Jahr an die 3.000 Sonnenstunden mit sich bringt und eine optimale Reife der Trauben unterstützt. Eine weitere klimatische Besonderheit ist der Mistral, der mit seinen Böen die Gesundheit der Trauben fördert. Der Großteil der Weinproduktion entfällt auf kräftige, mindestens 12 Monate im Holzfass ausgebaute Rotweine. Roséweine zeichnen nur für einen Anteil von 20 % an der Gesamtproduktion verantwortlich. In Coteaux des Baux-en-Provence sind sieben Winzergemeinden, für den Weinbau zugelassenen: Les Baux de Provence, Eygalières, Fontvieille, Mouriès, Paradou, Saint-Etienne du Grès und Saint-Remy-de-Provence.

1968 wurde hier durch Noel Michelin das erste Bio-Weingut Frankreichs die Domaine des Terres Blanches geschaffen.

Coteaux Varois

Die als AC klassifizierte Coteaux Varois besteht aus 28 Gemeinden, wurde 1993 aus der Côtes de Provence ausgegliedert und verfügt über eine Größe von ca. 1.600 ha. Die Reben gedeihen in einem deutlich kühleren Klima und können meist nicht voll ausreifen. Aus diesem Grund werden meist nur leichte, deutlich säurebetonte Weiß-, Rot- und Roséweine hergestellt.

Côtes de Provence

Die AC Côtes de Provence verfügt über eine Größe von rund 19.000 ha und erstreckt sich von Aix-en-Provence in östlicher Richtung bis nach Saint-Tropez. Weitere Rebflächen stehen für die Herstellung von einfachen Vin de Pays zur Verfügung. Es dominiert ein mediterranes Klima welches heiße Sommermonate mit Temperaturen jenseits der 30 °C mit sind bringt. Niederschläge sind meist auf den Herbst oder den Frühling beschränkt. Bekannt wurde die Côtes de Provence aufgrund der leichten Roséweine, welche einen Anteil von mehr als 50 % an der Gesamtproduktion haben. Neben Roséweinen werden aber auch noch kräftige Rotweine aus Cabernet Sauvignon und Syrah geschaffen. Nicht zu unterschätzen sind auch die aus den Rebsorten Vermentino und Sémillon hergestellten Weißweine.

Aufgrund der der unterschiedlichen Klimabedingungen und der Größe wird die Côtes de Provence in 5 Zonen gegliedert:

  • La Bordure Maritime
  • Le Collines du Haut-Pays
  • La Vallée Intérieure
  • Le Bassin de Beausset
  • La Sainte-Victoire

Palette

Die 1948 geschaffene AC

Palette

liegt südlich von Aix-en-Provence und verfügt über 21 ha Rebfläche. Dennoch ist die Appellation weit über die Grenzen des Landes bekannt. Ausschlaggebend dafür ist das rund 80 % von Palette zu einem Weingut, dem Château Simone gehören. Die Rebflächen wurden bereits im 16. Jhd. von Mönchen angelegt, haben meist nördliche Ausrichtung und werden von einem kühleren Klima beherrscht. Der Großteil der Rebstöcke ist älter als 50 Jahre und reift äußerst langsam und kontinuierlich. Sowohl die Weißweine als auch die Rotweine verfügen über ein unglaubliches, über mehrere Jahrzehnte reichendes Alterungspotenzial und über große Klasse.


Rebsorten

Bedeutend sind vor allem Rotweinrebsorten wie Grenache, Carignan oder Cinsault. Sie werden zur Herstellung von leichten Roséweinen herangezogen. Zur Herstellung von kräftigeren Rotweinen verwendet man in der Provence eher Cabernet Sauvignon, Syrah und Mourvèdre. Neben den angeführten Hauptrebsorten ergänzen die italienische Barbarossa-Rebe, die hier Barbaroux genannt wird und die einheimische Sorte Calitor das Rebsortenspektrum der Provence.

Für Weißweine greift man auf die Rebsorten Grenache Blanc, Ugni Blanc, Sémillon, Sauvignon Blanc und auf die sardische Vermentino-Traube zurück.


Eigenschaften

Die Weine der Provence zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit und Zugänglichkeit aus. Bekannt sind vor allem die süffigen, lebhaften, leuchtenden und schmackhaften Roséweine. In geringem Ausmaß werden aber auch fruchtige und substanzielle Weiß- und kräftige, im Holzfass ausgebaute Rotweine gekeltert.


Geschichte

Die Provence gilt als das älteste Weinbaugebiet Frankreichs. Schon im 6. Jhd. v. Chr. brachten die Phönizier und die Phokäer erste Reben aus dem Nahen Osten in die Provence. Die Griechen gründeten zu dieser Zeit auch die Stadt Massilia, das heutige Marseille. Der Weinbau wurde immer populärer, da der Import von Weinen aus Sizilien oder Süditalien zu beschwerlich war.

Nach der Herrschaft der Griechen eroberten die Römer um 154 v. Chr. die nun als Provincia Romana bezeichnete Landschaft. Ausgediente Legionäre erhielten hier ein Landgut und beschäftigten sich unter anderem mit Weinbau. Vor allem im Bereich von Marseille entstanden viele Töpfereien, die Amphoren herstellten um den Wein im ganzen Imperium verteilen zu können.

Nach der Herrschaft der Römer erlitt der Weinbau den ersten Rückschlag und konnte sich erst wieder im Mittelalter durch die sich etablierenden Klöster und deren weininteressierte Mönche erholen.

Ende des 19. Jhd. beendeten die einfallenden Rebkrankheiten fast die jahrtausendalte Weinbaugeschichte der Provence. Der Kollaps des Weinbaus wurde nur durch den stetig steigenden Weinkonsum der Touristen gestoppt. Mit der Einführung des bezahlten Urlaubs in Frankreich im Jahr 1936 stieg die Zahl der Touristen noch weiter an und der Weinbau gewann wieder an Bedeutung. Man konzentrierte sich zu dieser Zeit aber eher auf Masse als auf Klasse. Einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung setzten ab der zweiten Hälfte des 20. Jhd. die Algerienfranzosen. Sie machten sich in der Provence sesshaft und beschäftigten sich mit Weinbau. Sie verbesserten den vorhandenen Techniken vor allem in Bezug auf die Temperaturkontrolle. Aufgrund der Faszination die die Provence auf Ausländer ausübte kam es im 20. Jhd. zur Ansiedlung von zahlreichen Quereinsteigern aus ganz Europa die ganze Châteaux aufkauften, renovierten und somit den qualitativen Weinbau der Provence zu einem erneuten Aufschwung verhalfen.


Wichtige Produzenten



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon