Madeira


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Madeira ist eine portugiesische Insel im Atlantik, ca. 950 km südwestlich von Portugiesischen Festland entfernt. Auf Madeira wird insbesondere der Madeirawein angebaut. Für den Weinanbau stehen auf Madeira ca. 2.000 ha Rebfläche zur Verfügung, welche sich hauptsächlich entlang der Küste befinden. Jährlich werden von ca. 4000 Winzern an die 10 Mio. hl Wein hergestellt.

Bei einem Madeira handelte es sich früher immer um einen mit 95 % Zuckerrohrschnaps angereicherten Süßwein mit einem Alkoholgehalt von 17 bis 22 % Vol. Seit einigen Jahrzehnten wird statt dem Zuckerrohrschnaps aber französischer Branntwein zur Aufspritung verwendet. Der Madeira erinnert im Geschmack an Portwein, Marsala oder Sherry und verfügt über ein überdurchschnittliches Alterungspotential.


Geschichte und Herstellung

Die Weinbaugeschichte Madeiras begann 1420 als der portugiesische Seefahrer João Gonçalves Zarco auf der sagenumwobenen Insel landete. Er begann dort riesige Flächen zu roden um Zuckerrohr und die aus Kreta mitgebrachte Rebsorten Malvasia anzubauen.

Nach der Entdeckung Amerikas wurde Madeira immer interessanter für die Seefahrer da sich die Insel als idealer Halt auf dem Seeweg nach Amerika erwies. Die Seefahrer merkten schon bald dass sich die Qualität des Weins, den sie als Proviant auf die Fahrt mitnahmen, durch die lange Reise deutlich verbessern konnte. Ab 1750 begannen englische Weinhändler die mit Madeira gefüllten und mit Brandy verstärkten Weine per Schiff nach Ostindien auf die so genannte Vinho da Roda zu senden. Dabei wurde der Wein in Fässern im Schiffsbug gelagert und monatelang über die Weltmeere kutschiert bis er bei der Rückkehr aus Indien in Flaschen abgefüllt und verkauft wurde.

Mit der Entwicklung der Technik wurden bald so genannte Estufas erfunden. Das sind durch Hitze erwärmte Tanks in denen der Wein 3 bis 5 Monate bei Temperaturen um die 45 bis 50 °C gelagert wird. Danach folgt eine 90-tägige Ruhephase die sogenannte "Estágio" bevor die Weine abgefüllt werden. Bis heute werden fast 90 % aller Madeira-Weine nach diesem Verfahren produziert. Neben dem Estufagem-Verfahren gibt es noch die wesentlich teurere und langwierigere Canteiro-Methode. Bei dieser werden die Weine mindestens 2 Jahre manchmal sogar bis zu 9 Jahrzehnte in Fässern auf sogenannten Canteiros, das sind Stützen aus Holz welche sich unter den Dächern der Weinkeller befinden, gelagert. Bei dieser Herstellungsart altert der Wein durch die natürliche Oxidation im Fass und verliert dadurch auch an Volumen was ihn qualitativ hochwertiger macht. Bis heute werden nur ein Zehntel aller Madeiraweine nach dieser Methode gekeltert.

Die Reblauskatastrophe im 20. Jh. verschonte auch die kleine Insel nicht. Es kam zu einem Zusammenbruch der Weinwirtschaft welche sich erst Mitte des 20. Jh. wieder von diesem Rückschlag erholen konnte. Die Winzer wählten bei der Nachbestockung der Rebflächen aber eher preisgünstigere Lösungen und verwendeten die einfache Negra Mole Rebe bzw. Hybriden.


Topografie und Klima

Die Rebflächen Madeiras sind größtenteils in Form von sehr steilen Terrassen in Höhen bis zu 1.000 m über dem Meeresspiegel angelegt und aus diesem Grund nur schwer zu bewirtschaften. Der Großteil der Arbeit muss bis heute per Hand erledigt werden, Maschinen können nur in seltensten Fällen eingesetzt werden.

Aufgrund des vorherrschenden subtropischen Klimas sind die Reben äußert anfällig für Rebkrankheiten wie Mehltau oder Graufäule.


Rebsorten

Die bekanntesten Rebsorten die zur Herstellung von Madeira verwendet werden sind Sercial, Verdelho, Boal, Bastardo, Terrantez, Tinta Negra Mole und Malvasia. Nur ca. 10 % der Rebflächen Madeiras sind mit den edlen Rebsorten Verdelho, Sercial, Boal und Malvasia bestockt. Dominat hingegen ist die Tinta Negra Mole, welche einen Anteil von 40 % an der Gesamtrebfläche Madeiras hat.


Eigenschaften

Ein Madeira eignet sich je nach der zur Herstellung verwendeten Rebsorte bzw. der vorhandenen Restsüße im Wein zu einer Vielzahl von Speisen. Ein trockener Madeira kann sowohl als Aperitif als auch zu Fisch genossen werden. Ist er halbtrocken ausgebaut empfiehlt er sich zu Vorspeisen jeglicher Art. Halbsüß bzw. süß ausgebaute Weine sind der ideale Begleiter für Käse, Früchte, Desserts oder zu Schokolade.


Klassifizierungen und gesetzliche Grundlagen

Bei Madeiraweinen gibt es verschiedene Grundtypen welche sich ja nach verwendeter Rebsorte bzw. dem jeweiligen Ausbau unterscheiden. Der Großteil der Weine wird nicht je nach Jahrgang sondern immer im Verschnitt aus verschiedenen Jahren wie beim Solera-System hergestellt. Wird auf der Flasche ein Altersangabe (z.B.: 10 years old) gemacht, dann bezieht sich diese immer auf den Ältesten zum Verschnitt herangezogenen Wein. Wird ein expliziter Jahrgang auf der Flasche vermerkt so müssen alle verwendeten Weine aus diesem Jahr stammen.

Überwacht werden die Herstellung und die Qualitäten des Madeira vom dem 1980 aus der früheren Junta Nacional do Vinho (JNV) neugegründeten Instituto do Vinho da Madeira (IVM).

Einteilung der Madeiraweine je nach Restsüße

  • Dry (Trockener Madeira; meist aus der Sercial-Rebe hergestellt)
  • Medium-dry (Halbtrockener Madeira; meist aus der Verdelho-Rebe hergestellt)
  • Medium Sweet oder Medium rich (Halbsüßer Madeira; meist aus der Bual-Rebe hergestellt)
  • Sweet oder Rich (Süßer Madeira; meist aus der Malvasia-Rebe hergestellt)

Einteilung der Madeiraweine je nach Ausbau und Güteklasse

Madeira

Als Madeira bzw. Kochmadeira wird die unterste Qualitätsstufe von Madeiraweinen bezeichnet. Diese Weine werden meist aus der Rebsorte Tinta Negra Mole gewonnen und nur 18 Monate in Holzfässern ausgebaut. Sie machen fast die Hälfte der gesamten Madeiraproduktion aus.

Finest

Als Finest werden Madeira bezeichnet welche mind. 3 Jahre nach dem Estufagem-Verfahren in Fässern ausgebaut wurden. Sie werden meist aus Tinta Negra Mole hergestellt.

Reserve oder Reserva

Als Reserva oder Reserva werden Madeira bezeichnet, die einen mindestens 5 Jahre andauernden Reifeprozess durchwandert haben. Sie können entweder nach dem Estufagem-Verfahren oder nach dem Canteiro-Verfahren hergestellt werden.

Reserva velha oder Old Reserve

Als Reserva velha oder Old Reserve bezeichnet man Madeiraweine, die mind. 10 Jahre im Fass gereift sind. Sie werden fast ausschließlich nach dem Canteiro-Verfahren hergestellt.

Extra Resvere oder Exceptional

Als Extra Reserve oder Exceptional bezeichnet man Madeiraweine, die mind. 15 Jahre im Fass gereift sind und nur äußert selten auf den Markt kommen und ausschließlich nach dem Canteiro-Verfahren hergestellt wurden.

Fresqueira Vintage

Als Fresqueira Vintage bezeichnet man die höchste Qualitätsstufe eines Madeira. Fresqueira Vintage dürfen ausschließlich aus einer Rebsorte hergestellt werden, Die Rebsorte muss am Etikett entsprechend deklariert sein. Fresqueira Vintage-Weine werden nur aus selektierten Trauben hergestellt und müssen mind. 20 Jahre im Fass und danach 2 Jahre in der Flasche gereift sein bevor sie in den Handel kommen.

Vintage

Als Vintage bezeichnet man, wie beim Portwein seltene Jahrgangs-Madeira, die nur sehr selten zu bekommen sind und zu den alterungsfähigsten Weinen der Welt zählen und teilweise weit über 100 Jahre in der Flasche altern können.

Single Cask

Bei einem Single Cask handelt es sich um eine Madeira-Rarität. Ein Single Cask ist ein unverschnittener Wein eines speziellen Jahrgangs der nur aus einem Fass abgefüllt wurde. Am Etikett müssen dabei immer die Rebsorte, der Jahrgang und die Fassnummer angegeben werden.

Colheitas

Als Colheitas bezeichnet man hochwertige Jahrgangs-Madeiraweine die mindestens 5 Jahre aber meist zwischen 10 und 20 Jahre im Fass ausgebaut werden müssen.


Wichtige Produzenten



Rebsorten aus Madeira

Rebsorten die in Madeira angebaut werden:



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Complexa, Malvasia Fina Roxa, Tinta Negra Mole, Touriga Franca, Tinta Barroca, Gouveio und Sercial wird angebaut auf Madeira
  • Madeira ist ein Weinanbaugebiet, Süßwein
  • Madeira wird gekeltert aus Sercial, Verdelho, Boal, Bastardo, Terrantez, Tinta Negra Mole, Malvasia
  • Madeira wird hergestellt mit Zuckerrohrschnaps



Quellen


  • Andre Domine: Wein. Könemann, 2002 » Wein