Augenbohne, Schlangenbohne, Kurze Strumpfbandbohnen, Schwarzaugenbohne, Kuhbohne


Wissenschaftliche Bezeichnung: Vigna unguiculata subsp. dekindtiana, Vigna unguiculata, Vigna unguiculata subsp. unguiculata
Englisch: California Blackeye, goat pea, black-eyed pea, black-eyed bean
Französisch: vigna unguiculata
Italienisch: fagiolo con l'occhio, fagiolo dall'occhio, dolico dall'occhio nero
Spanisch: caupí, frijol Castilla, fríjol cabecita negra, fríjol chino, chicharillo, chícharo salvaje, chíchare, chíchere, judía de careta, frijol de carita, carilla, poroto tape


Inhaltsverzeichnis
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Die Augenbohne, Kuhbohne, Schwarzaugenbohne oder auch Schlangenbohne (bot.: Vigna unguiculata) ist ein Gemüse und zählt zu den Hülsenfrüchten und zum Fruchtgemüse. Aus botanischer Sicht gehört sie zur der Familie der Hülsenfrüchtler (bot.: Fabaceae) innerhalb der Ordnung der Schmetterlingsblütenartige (bot.: Fabales). Die Augenbohne ist eine einjährige Nutzpflanze. Für den Verzehr der Pflanze dienen die ausgereiften, nierenförmigen, getrockneten Samen oder die frischen, jungen Hülsen, die auch Kurze Strumpfbandbohnen genannt werden und wie Prinzessbohnen, Zuckerbohnen oder Brechbohnen zubereitet werden. Frisch sind die Samen der Bohnen grün; getrocknete Bohnen hingegen besitzen eine blassbeige Färbung und einen markanten schwarzen, braunen, roten, pinken oder grünen Ring um einen weißen Nabel (bot.: Hilum), das so genannte "Auge". Der aktuell akzeptierte botanische Name für die Schwarzaugenbohne ist Vigna unguiculata subsp. unguiculata, obwohl sie bisher in der Gattung Phaseolus klassifiziert wurde. Vigna unguiculata subsp. dekindtiana lautet der botanische Name der Wildform der Augenbohne. Eine nahe Verwandte ist die Spargelbohne (bot.: Vigna unguiculata subsp. Sesquipedalis) und die Catjangbohne (bot.: Vigna unguiculata subsp. cylindrica). Letztere wird vorwiegend als Viehfutter in den Tropen angebaut. Aufgrund von ähnlichem Aussehen kann die Augenbohne mit der Ziegenaugenbohne (es.: Frijol Ojo de Cabra) aus dem Norden Mexikos verwechselt werden.


Pflanzenbeschreibung

Die Augenbohne ist eine einjährige Pflanze. Ihr Habitus reicht von aufrecht über halb-aufrecht über niederliegend bis hin zu kletternd. Augenbohnen besitzen eine ausgeprägte Pfahlwurzel, die bereits 8 Wochen nach der Aussaat bis zu 2,4 m tief reichen kann.
Die in Größe und Form sehr variablen Blätter sind dreiteilig, sind glatt, stumpf bis glänzend und selten behaart. Das endständige Blättchen ist meist länger und größer als die beiden seitlichen. Die Blätter richten sich tagsüber, bis zur Mittagszeit parallel zur einfallenden Sonnenstrahlung aus, um starker einfallender Strahlungsintensität zu entgehen. Dadurch transpiriert die Pflanze weniger Wasser.
Die Blüten stehen in mehrfachen Rispen, also einem reich verzweigten Blütenstand an 20 bis 50 cm langen Blütenstandsstielen und entspringen den Blattachseln. Pro Blütenstand bildet die Pflanze zwei bis drei Hülsen, gelegentlich auch vier oder mehr. Die Blüten stehen deutlich über den Blättern. Obwohl die Blüten Nektar enthalten und so Insekten anlocken, bestäuben sich die Blüten überwiegend selbst.
Die zylindrisch und etwas gekrümmten Hülsen sind glatt und werden zwischen 15 und 25 cm lang. Je nach Varietät sind die Hülsen grün, gelb oder purpurn und werden mit zunehmender Samenreife gelb und gelegentlich auch braun. Die weißen, cremefarben, grünen, roten, braunen oder schwarzen, glatten oder runzligen Samen sind nierenförmig.


Herkunft

Es wird angenommen, dass die Augenbohne zuerst in Westafrika domestiziert wurde. Sie ist aber auch in vielen Ländern in Asien weit verbreitet. Im 17. Jhd. wurde die Augenbohne in den Südstaaten der USA eingeführt. Im 18. Jhd. wurde die Augenbohne vor allem in den Bundesstaaten Florida und Carolina angebaut.
In den USA ist die schwarzäugige Bohne eine weit verbreitete Zutat in Soul Food und Küchen der südlichen Vereinigten Staaten.


Ernte und Saison

Aufgrund der weltweiten Verbreitung der Augenbohne fallen die Erntezeiten nahezu ganzjährig aus. Das Angebot in Deutschland wird ausschließlich durch Importe gedeckt. Augenbohnen für den Frischverzehr sollten möglichst jung gepflückt worden sein. Mit zunehmender Reife werden die Hülsen der Bohnen zwar länger aber auch fasriger und zäher. Für die Ernte der reifen Samen bleiben die Hülsen so lange hängen, bis sie sich gelb verfärben. Verkauft werden die Bohnen nach Gewicht. Die Haltbarkeit und Lagerung von Augenbohnen entspricht unseren heimischen Busch- und Stangenbohnen.


Inhaltsstoffe

Die Augenbohne hat einen hohen Nährwert und 100 g reife Samen besitzen durchschnittlich insbesondere nennenswerte Mengen an (Lysin- und Tryptophan-reichem sowie Methionin- und Cystin-armem) Protein (24,8 g), Fett (1,9 g), Ballaststoffe (6,3 g) und Kohlenhydrate (63,6 g). Zudem sind sie reich an den Vitaminen Thiamin (0,74 mg), Riboflavin (0,42 mg) und Niacin (2,8 mg).


Verwendung

Afrika und Naher Osten

In Ägypten werden Schwarzaugenbohnen Lobia genannt. Sie werden mit Zwiebeln, Knoblauch, Fleisch und Tomatensaft gekocht und mit Reis serviert.
Junge grünen Blätter werden in Afrika wie Spinat als Blattgemüse zubereitet. Unreife Hülsen werden ebenfalls als Gemüse zubereitet. Frische, junge, grüne Samen werden gekocht und als Frischgemüse genutzt, als Konserven verarbeitet oder tiefgefroren. Reife, trockene Samen werden gekocht. Die Samen lassen sich keimen und können ähnlich wie Mungbohnensprossen roh verzehrt werden.
Das Laub wird wird frisch oder trocken an Nutztiere verfüttert und ist vielfach das einzige verfügbare hochwertige Tierfutter. In der Qualität kommt es der Luzerne gleich.
In der bahianischen Küche werden den Bohnen zunächst die Augen entfernt, dann die Haut der Bohne abgelöst, gemahlen und zu Acarajé verarbeitet. Acarajé wird auch in Nigeria, Ghana und Togo zubereitet. Zudem ist es in Südamerika insbesondere im Nordosten Brasilien in den Straßen von Salvador sehr beliebt.
In Jordanien, im Libanon und in Syrien werden die grünen Bohnen mit Zwiebeln, Knoblauch, geschälten und gehackten Tomaten, Olivenöl, Salz und schwarzem Pfeffer gekocht.
In Westafrika und in der Karibik wird ein traditionelles Gericht namens Akara zuebereitet. Dazu werden zerdrückte Schwarzaugenbohnen, Zwiebeln und/oder Paprika zu einer Paste verarbeitet und anschließend gebraten.

Asien und der Pazifik

In Indonesien werden Augenbohne Kacang Tunggak oder Kacang Tolo genannt. Sie werden häufig in Curry-Gerichten wie Sambal Goreng (einer Art scharfem Curry), Sayur Brongkos oder Sayur Lodeh (eine Gemüsesuppe) verwendet.
Im Norden Indiens werden Kuhbohnen Lobia oder Rongi genannt, wie Daal gekocht und mit gekochtem Reis servierten. In dem indischen Bundesstaat Maharashtra werden sie chawli (ausgesprochen chau-lee) genannt und zu einem Curry namens chawli amti oder Chawli usal verarbeitet. In dem südlich gelegenem Bundesstaat Karnataka werden Augenbohnen auch als Ande-Kalu bezeichnet und bei der Zubereitung von Huli, ein beliebtes Curry, eingesetzt. Im südlichen Distrikt Kanara werden die Augenbohnen als Lathanay dha beeja bezeichnet und in gewürzter Kokosnusspaste gekocht und zu einem Curry verarbeitet. In dem Bundesstaat Tamil Nadu werden die Bohnen Karamani genannt und in verschiedenen Rezepten verwendet. So werden sie beispielsweise gekocht und ähnlich wie ein Sundal (ein Gericht aus Kichererbsen) verarbeitet. Diese Speise wird insbesondere während des Ganesh Chaturthi und Navratri Festivals zubereitet. In Vietnam werden die Augenbohnen zusammen mit Klebreis und Kokosmilch zu einer süßen Nachspeise namens Chè dậu trắng verarbeitet.

Europa

In Zypern und in der Türkei werden aus Augenbohnen mit Gemüse, Öl, Salz und Zitrone der Salat Kuru Börülce Salatasi zubereitet.
In Portugal werden Schwarzaugenbohnen mit gekochtem Stockfisch und Kartoffeln, Thunfisch und in Salaten serviert.

Amerika

Nordamerika

Im Süden der Vereinigten Staaten wird ein traditionelles Gericht namens "Hoppin 'John" aus Augenbohnen, Reis und Schweinefleisch hergestellt.
Ein weiteres traditionelles Gericht im amerikanischen Süden ist "Texas-Kaviar", ein Salat aus Augenbohnen, eingelegt in einer Vinaigrette und meist kalt als Dip- zu Tortillachips serviert.

Südamerika

Augenbohnen sind auch eine Zutat des typisch afro-brasilianischen Gerichts Acarajé. Es wird in Brasiliens nordöstlichem Bundesstaat Bahia und hier vor allem in der Stadt Salvador traditionell als Street Food angeboten. Acarajé ist eine Bohnenpaste aus geschälte und pürierte Augenbohnen, die zu Kugeln geformt und in Dendê, also Palmöl frittiert werden. Acarajé, wird meist in zwei Hälften geteilt und mit Vatapá, Caruru, gewürfelten grünen und roten Tomaten, frittierten sonnengetrockneten Garnelen und einer scharfer Sauce gefüllt.



Kalorien, Vitamine, Mineralien und Nährstoffe pro 100 g/ml

Augenbohne: Hauptnährstoffe
Kalorien (kcal/kj): 116/484
Kohlenhydrateinheiten (KE, KHE): 2
Broteinheiten (BE): 1,67
Kohlenhydrate: 20,79 g
Ballaststoffe: 6,5 g
Eiweiß: 7,73 g
Wasser: 70,04 g
Fett: 0,53 g
MFU: 0,225 g
Cholesterin: * mg

Augenbohne: Vitamine
Retinol: * µg
Thiamin: 0,202 mg
Riboflavin: 0,055 mg
Niacin: 0,495 mg
Pyridoxin: 0,1 mg
Ascorbin: 0,4 mg
Tocopherol: 0,28 mg

Augenbohne: Mineralstoffe
Natrium: 4 mg
Kalium: 278 mg
Calcium: 24 mg
Phosphor: 156 mg
Magnesium: 53 mg
Eisen: 2,51 mg

Legende: kcl = Kilokalorie (1 kcal = 4.184 kJ), kj = Kilojoule, g = Gramm, mg = Milligramm (1 mg = 0.001 g), µg = Mikrogramm (1 µg = 0.001 mg), Mengenangaben: "*" = keine Daten vorhanden "+" = in Spuren enthalten, "0" = keine Daten oder praktisch nicht vorhanden.

Alle Angaben ohne Gewähr!



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Catjangbohne und Spargelbohne ist verwandt mit Augenbohnen
  • Augenbohne ist ein Gemüse
  • Augenbohne ist eine Hülsenfrucht
  • Augenbohne ist verwandt mit Spargelbohnen, Catjangbohnen
  • Augenbohne sind Bohnen
  • Augenbohne werden zubereitet wie Prinzessbohnen, Zuckerbohnen, Brechbohnen



Quellen


  • Günther Liebster: Warenkunde Obst & Gemüse. Hädecke, 2002 » Warenkunde Obst & Gemüse