Anthroposophische Ernährung


Inhaltsverzeichnis

Bei der anthroposophischen Ernährung handelt es sich um einen Teil eines ganzheitlichen Konzepts, das auf den österreichischen Philosoph Rudolf Steiner zurückgeht. Die anthroposophische Ernährung ist vorwiegend ovo-lakto-vegetabil ausgerichtet, jedoch ist der Verzehr von Fleisch, Fisch, Eiern nicht verboten sondern soll lediglich eingeschränkt werden. Eingeschränkt sollen darüber hianus auch Soja, raffinierter Zucker, stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertigprodukte und Nachtschattengewächse wie Paprika, Tomaten oder Kartoffeln verzehrt wrden. Bei der anthroposophischen Ernährung gibt es allerding kein Verbot von bestimmten Lebensmitteln. Die anthroposophische Ernährung gehört wie die Makrobiotik, die Ernährungslehren nach Ayurveda, nach Mazdaznan und nach TCM zu den alternativen Ernährungsformen.


Anthroposophische Ernährung: Prinzipien

Das oberste Prinzip der anthroposophischen Ernährung lautet, dass der Mensch einen freien Willen hat und deshalb selbst entscheidet, was er isst. Konsequenterweise gibt es bei der anthroposophischen Ernährung deshalb auch keine erlaubten oder unerlaubten Speisen. Vielmehr werden Empfehlungen ausgesprochen. Die Grundlage dieser Ernährung bildet das Getreide, zusätzlich werden Gemüse und Obst gegessen, auch Milch und Milchprodukte sind erlaubt und gelten sogar als besonders empfehlenswert. Einen besonderen Stellenwert in der anthroposophischen Ernährung besitzt Getreide. Es hat nach Ansicht der anthroposophischen Ernährunglehre einen "geistigen Gehalt", der die so genannten Bilderkräfte des Lebendigen in sich trägt. Der Verzehr von Fleisch wird in der anthroposophischen Ernährung zwar nicht ausdrücklich verboten, die Empfehlung lautet jedoch Fleisch gar nicht oder nur in Maßen zu verzehren. Laut dem Begründer der Anthroposophie führe Fleischverzehr dazu, dass der Mensch zu sehr an irdische und materielle Dinge gebunden werden und daher nicht mehr frei sei in seiner Entfaltung. Zudem sollten die Lebensmittel bevorzugt aus dem biologisch-dynamischen Anbau stammen. Grundsätzlich dürfen die Lebensmittel auch zubereitet werden, Rohkost ist nicht vorgeschrieben. Der Verzehr von Zucker wird allerdings abgelehnt. Zucker gilt als zu stark verarbeitetes Produkt, das die menschliche Ernährung nicht sinnvoll ergänzt. Zum Süßen sollte man natürliche Produkte wie Obst, Honig oder Ahornsirup verwenden.


Anthroposophische Ernährung: Stoffzustände von Lebensmitteln

Bei der anthroposophischen Ernährung wird zudem eine Einteilung der Lebensmittel in ein esoterisches Konzept vorgenommen. So werden Lebensmittel in unterschiedliche Stoffzustände eingeteilt. Der Lebensäther wird dem Wurzelbereich zugeordnet. Der chemische Äther beschreibt die Stoffumwandlung in Blatt und Stängel. Der Lichtäther wird der Farbe und Assimilation zugeordnet und der Wärmeäther entspricht der Reifung von Samen und Früchten. Eine wissenschaftlich fundierte Grundlage, die diese Stoffzustände bestätigt, gibt es laut einigen öffentlichen Stimmen nicht.


Anthroposophische Ernährung: Dreigliederung der Lebensmittel

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dreigliederung der Lebensmittel. Diese Dreigliederung geht auf Goethe zurück, der bereits die Pflanze in drei Teile gliederte. Die drei Glieder sind die Wurzel, das Blatt bzw. der Stängel und der Samen, die Blüte bzw. die Frucht.

Die anthroposophische Ernährung geht auf den Österreicher Rudolf Steiner zurück. Rudolf Steiner lebte von 1862 bis 1925 und setzte sich mit verschiedenen Theorien und Philosophien auseinander. Auf Grundlage seiner Erkenntnisse entwickelte er so eine Ernährungslehre, die dem Menschen zu einem höheren Bewusstsein und mehr Wohlbefinden verhelfen soll. Die anthroposophische Ernährungslehre wird heutzutage beispielsweise noch von Petra Kühne vertreten.


Anthroposophische Ernährung: Ernährungswissenschaftliche Sicht

Da die anthroposophische Ernährung in ihren Grundzügen der vollwertigen Ernährung ähnelt, wird sie oftmals als sehr gesund eingestuft. Eine Mischung aus Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Milchprodukten kann dem Menschen durchaus alle Nährstoffe liefern, die er braucht. Allerdings sollte man auch hier - wie bei jeder überwiegend pflanzlichen Ernährung - auf eine sorgsame Lebensmittelauswahl achten. Wie bei der ovo-lakto-vegetabilen Ernährung, ist besonders auf eine ausreichende Versorgung mit den Nährstoffen Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren, Iod, Zink und Eisen zu achten. Positiv ist, dass die anthroposophische Ernährung sehr ausgewogen ist und bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl keine Mangelerscheinungen zu erwarten sind. Positiv zu werten ist auch der weitgehende Verzicht auf Fleisch und die damit verbundene geringe Aufnahme an Purinen, Cholesterin und gesättigten Fettsäuren. Die Empfehlung auf Kartoffeln, Paprika und Tomaten zu verzichten ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll. Zudem kann mit wissenschaftlichen Methoden der "geistige Gehalt" von Lebensmitteln nicht festgestellt werden.



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon