Radieschen, Kleiner Rettich, Radies, Monatsräte, Monatsrettich


Wissenschaftliche Bezeichnung: Raphanus sativus var. sativus
Englisch: Radish
Französisch: Radis
Italienisch: Ravanello
Spanisch: Rábanito, Rábano


Inhaltsverzeichnis
r0001490-86.358244365362

© andersphoto / fotolia.com

Das Radieschen ist ein Knollengemüse, das zu der botanischen Familie der Kreuzblütler oder auch Kreuzblütengewächse (bot.: Cruciferae) gehört. Gelegentlich werden Radieschen als eine kleinere Form des Rettichs gehalten, jedoch bilden sie eine eigene Varietät der selben Art (bot.: Raphanus sativus var. sativus und Raphanus sativus var. niger). Radieschen sind kleiner als Rettiche und haben eine kürzere Wachstumsphase. Die Radieschenknolle entwickelt sich aus dem so genanten Hypokotyl. Das Hypokotyl ist die Zone zwischen der Wurzel und dem Keimblatt. Das Radieschen bildet sich also nicht aus der Wurzel. Darum ist die häufig verdendete Einteilung als Wurzelgemüse falsch.


Form und Farbe der Radieschen

r0001490-86.358244365362

© Picture Partners / fotolia.com

Bei den meisten Radieschensorten ist diese Zone kugelig rund. Sie kann aber auch oval oder zylindrisch oder wie eine Speiserübe halblang gestreckt sein. Die Farbe der Radieschen variiert ja nach Sorte. Sie kann alle Zwischenstufen über weiß, rosa, rot, violett, gelb und gelb-braun aufweisen. Darüber hinaus gibt es gibt es zweifarbig weiß-rot gestreifte sowie halbweiß/halbrot gefärbte Sorten. Das Fruchtfleisch ist jedoch stets weiß.


Herkunft

Der Ursprung der Radieschen wird in Vorderasien oder China vermutet, da dort wilde Formen gefunden wurden. Im Altertum wurden Radieschen in japanischen und chinesischen Ziergärten abgebaut. Bekannt waren sie auch im alten Ägypten und Griechenland. In Europa wurden die ersten Formen erstmals im 16. Jhd. in Frankreich angebaut, deutlich später als der verwandte Rettich, der bereits im 13. Jhd. in Deutschland als Gemüse- und Heilpflanze bekannt war.


Sorten - Eiszapfen

r0001490-86.358244365362

© Picture Partners / fotolia.com

Unter der Bezeichnung Eiszapfen werden die weißen, langgezogenen Radieschen, die einem Miniaturrettich ähnlich sind bezeichnet. Das Bundesssortenblatt beschreibt eine Vielzahl von Sorten, die sich besonders verschiedene Anbauzeiten und -methoden eignen. So gibt es spezielle Sorten für den Freiland-Frühanbau, Freiland-Sommeranbau, Freiland-Herbstanbau und für den Unterglasanbau. Nicht alle Radieschen-Sorten werden wegen ihrer Knollen kultiviert. In Ägypten und im Nahen Osten werden Sorten wegen ihrer Blätter angebaut und in Indien gibt es so genannte Rattenschwanz-Radieschen. Das sind Sorten, die besonders große, bis zu 30 cm lange und fleischige Samenschoten bilden.


Lagerung

Radieschen werden am besten erntefrisch verzehrt, sie sind kein Lagergemüse. Wer die Wahl hat sollte auf Ware von regionalen Produzenten zurückgreifen. Radieschen sollten nicht mit reifen Tomaten oder Obst gelagert werden, das Ethylen absondert. Bund-Radieschen mit Laub sind nur bis maximal 8 Tage bei 0 bis 1° C und über 97 % Luftfeuchtigkeit lagerfähig. Mit zunehmender Lagerdauer wird das Laub welk und verfärbt sich zusehends gelb. Zudem bildet sich bei überlagerten Knollen ein Hohlraum. Wer Radieschen etwas länger lagern möchte, entfernt am besten das Laub. Denn die Blätter entziehen den Knollen Feuchtigkeit. Dadurch verlieren sie ihre knackige Konsistenz, werden runzlig und weich und das Fruchtfleisch bekommt ein "pelziges" Mundgefühl. In Folienbeutel abgepackte Radieschen ohne Laub halten sich länger frisch als lose verkaufte Radieschen mit Laub.
Unter professionellen Lagerbedingungen - im CA-Lager (CA steht für controlled atmosphere was etwa mit gesteuerter Atmosphäre übersetzt werden kann) bei 4 bis 5 % CO2 und 2 % O2 - vergiblt das Laub langsamer. Dadurch können die Knollen bis zu 2 Wochen lang gelagert werden. Radieschen ohne Laub können unter optimalen Lagerbedingungen sogar bis zu 6 Wochen gelagert werden.

Damit die Radieschen möglichst lange frisch bleiben werden die Radieschen so schnell wie möglich nach der Ernte auf unter 2° C herunter gekühlt. Die Radieschen dürfen dann während des Transportes vom Acker bis zur Ladentheke durchgängig auf dieser Lagertemperatur gehalten. So werden Glasigkeit, Lagerfäule und das Vergilben der Blätter bestmöglich unterdrückt. Die bereits angesprochene Entwicklung der Pelzigkeit oder Schwammigkeit des Fruchtfleisches bei zu langer Lagerung kann dadurch nicht verhindert werden. Rote Sorten eignen sich für lange Lagerzeiten besser als weiße Radieschen. Wer beim Einkauf also möglichst erntefrische Ware sucht, sollte sich im Zweifelsfall besser für weiße Radieschen entscheiden.

Qualitätsrückgang während der Lagerung

Durch zu lange Lagerzeiten können die Knollen der Radieschen austrocknen. Die Blätter werden gelb und welk. Besonders bei größeren Knollen können Pelzigkeit oder Schwammigkeit auftreten. Insbesondere dann, wenn die Radieschen schon im Feldbestand entsprechende qualitätsmindernde Veränderungen entwickelt haben. Große Radieschen sind häufig hohl, wenn sie falsch oder zu lange gelagert wurden. Bei Radieschen mit Laub setzen häufig an den äußeren Blattpaaren oder/und am Blattansatz Fäulnis an. Mit zunehmender Lagerung werden die geschmacksgebenden Senföle abgebaut. Überlagerte Radieschen schmecken fade. Wenn Radieschen glasig sind, ist das ein Anzeichen dafür, dass die Lagertemperatur zu hoch war. Gefrierschäden entstehen bei zu tiefen Lagertemperaturen. Wie bei zu hohen Lagertemperaturen kann das Fruchtfleisch glasig werden. Zudem bilden sich Temperaturen unter 0° C bilden Eiskristalle, die zerreißen das Gewebe der Knollen. In der Folge verflüchtigen sich die ätherischen Öle des Gemüses und der Geschmack wird fade.


Verkauf und Angebotsformen

r0001490-86.358244365362

© brulove / fotolia.com

Im Handel gibt es das ganze Jahr über frische Radieschen. Die Radieschen stammen aus Freilandkulturen, Unterglasanbau sowie aus Importen aus dem EU-Ausland insbesondere aus Holland sowie aus Italien, Ungarn, Israel aber auch aus Florida. Im Handel werden Radieschen entweder mit Laub oder verzehrfertig geputzt und in Folienbeuteln angeboten. Sie werden nach Größe sortiert und können in den Handelsklassen I (an 15 mm Durchmesser) und II (ab 10 mm Durchmesser) im Handel angeboten werden. Keine der beiden Handelsklassen darf pelzige oder holzige Radieschen enthalten.


Saison und Import

Heute werden Radieschen weltweit im Handel angeboten. In Deutschland ist das Angebot ganzjährig. Radieschen aus einheimischen Betrieben werden von März bis Oktober auf dem Markt angebotenen. Das Angebot stammt von Gewächshauskulturen sowie aus dem Freilandanbau. Die Anbauschwerpunkte liegen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Der innerdeutsche Anbau reicht allerdings nicht zur Deckung der Nachfrage. Hauptimporteur ist die Niederlande. Deutlich geringe Mengen werden aus Frankreich, dessen wichtigste Anbaugebiete im Loire-Ral, im Raum Paris und im Südosten des Landes liegen sowie aus Italien, Ungarn und Israel importiert. Die Israelischen Radieschen werden von November bis März nach Deutschland importiert. Im Januar und Februar werden Radieschen auch aus Florida importiert.


Anbau

Der Anbau in Deutschland wird mit viel Handarbeit vornehmlich in Kleinbetrieben betrieben. Bereits 4 Wochen nach der Aussaat können die Radieschen geerntet werden. Darum werden sie gelegentlich auch Monatsrettich (in Bayern Monatsräte) genannt. Sie benötigen reichlich Wasser und Halbschatten für ein optimales Wachstum. Die Radieschen werden mit Laub von Hand aus dem Boden gezogen, in kaltes Wasser getaucht oder in Waschmaschinen mit Wasser abgespritzt und anschließend gebündelt. Die Radieschenbündel werden in Steigen oder Kisten für den Großhandel verpackt. Im Einzelhandel sind die Radieschen dann Bündelweise zu kaufen. Radieschen von Erntemaschinen werden ohne Laub in Folienbeutel verkauft. Die Maschinen schlagen das Laub ab und roden die Radieschen anschließend, ähnlich wie Kartoffeln. Die gerodeten Radieschen werden maschinell vom restlichen Laub befreit, gewaschen, sortiert und für den Verkauf abgepackt.


Inhaltsstoffe

r0001490-86.358244365362

© Christian Jung / fotolia.com

Von den Inhaltsstoffen ist insbesondere das Allylsenföl zu erwähnen. Es ist für den scharf-würzigen Geschmack des Radieschens verantwortlich. Bei Radieschen, die im Gewächshaus kultiviert werden ist der Allylsenfölanteil geringer als bei Freiland-Radieschen. Weiter besitzt das Radieschen nennenswerte Mengen an so genannten Flavonoiden (eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe) und Glucosinolate (Senfölglycoside). Zudem ist der Gehalt an Vitamin C, Vitamin B1 und Vitamin-B2, sowie die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Natrium, Kalium und Phosphor zu erwähnen. Radieschen und Rettich haben eine ähnliche Zusammensetzung der Nährstoffe. Radieschen gehören allerdings zu den Gemüsesorten, die (wie beispielsweise auch Kopfsalat, Spinat, Rote Bete und Rettich), je nach Jahreszeit und Anbaugebiet auffallend hohe Gehalte an Nitrat anreichern.


Verwendung

Auch wenn Radieschen sauber aussehen, vor der Zubereitung ist es sinnvoll Radieschen gründlich zu waschen. Denn häufig haftet den Knollen Sand, Erde und/oder Düngemittel an. Verzehrt werden Radieschen überwiegend frisch, im Ganzen, in Scheiben geschnitten oder geraspelt und lediglich leicht gesalzen. Radieschen eignen sich für Rohkostplatten, als Belag für Butterbrote, als Garnierung für Blattsalate oder als eigenständiger Salat. Bei Radieschen, die längere Zeit in Salatsauce liegen löst sich die Farbe von der Außenhaut; Die rote Farbe geht verloren. Zudem verfärbt sich das Fruchtfleisch in einen unappetitlichen Grauton. Darum ist es Sinnvoll die Radieschen erst mit kurz vor dem Verzehr zuzubereiten.
Daneben eignen sich Radieschen zu Röschen geschnitten und in Wasser zum Aufquellen gelegt als Dekoration für kalte Platten oder eine herzhafte Brotzeit. Daneben werden Radieschen gerne zu einem Glas Bier gereicht.
Selten werden Radieschen als warmes Gemüse serviert. Jedoch können, gewaschene und von Blättern und Wurzeln befreite Radieschen in gesalzenem Wasser gekocht werden. Abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer, Muskat, Butter und fein gehackter Petersilie und in einer hellen Sauce serviert passen Sie beispielsweise zu gesottenem Rindfleisch. Beim Kochen verlieren Sie aber ihre Farbe und scharfen Geschmack.
In Form von Sprossen werden Radieschen gerne auch als würzige Zugabe für Blattsalate verwendet. Radieschensprossen können leicht selbst gezüchtet werden. Sie gedeihen besonders, wenn man sie zunächst für 2 Tage im Dunkeln keimen lässt und danach erst dem Tageslicht aussetzt.


Radieschen in der Volksheilkunde

Die Senföle des Radieschens wirken antibakteriell und harntreibend und können so Nierenerkrankungen vorbeugen. Zudem wirken sie krampf- und schleimlösend, so dass der Verzehr sich positiv auf die Atmungsorgane auswirken kann. Darüber hinaus wirken Radieschen ähnlich wie Rettich appetitanregend und fördern den Gallenfluss und die Tätigkeit der Leber.


Internationale Namen und Synonyme

  • Arabisch: Fijil
  • Burmesisch: Monla
  • Chinesisch: Luo bo, Luo bo (Kantonesisch: loh paak), Lai fu, Ou zhou luo bo
  • Dänisch: Raeddike
  • Finnisch: Retiisi, Retikka, Ruokaretikka
  • Griechisch: Rapani
  • Hindi: Mulla, Muli
  • Holändisch: Radijs
  • Isländisch: Raefla
  • Japanisch: Radeisshu
  • Kroatisch: Rotkva, Rotkvica
  • Ungarisch: Retek
  • Vietnamesisch: Củ cải dỏ



Kalorien, Vitamine, Mineralien und Nährstoffe pro 100 g/ml

Radieschen: Hauptnährstoffe
Kalorien (kcal/kj): 14/57
Kohlenhydrateinheiten (KE, KHE): 0,2
Broteinheiten (BE): 0,17
Kohlenhydrate: 2 g
Ballaststoffe: 1,60 g
Eiweiß: 1,10 g
Wasser: 94,40 g
Fett: 0,10 g
MFU: 0,10 g
Cholesterin: 0 mg

Radieschen: Vitamine
Retinol: 1 µg
Thiamin: 0,04 mg
Riboflavin: 0,04 mg
Niacin: 0,20 mg
Pyridoxin: 0,06 mg
Ascorbin: 27 mg
Tocopherol: * mg

Radieschen: Mineralstoffe
Natrium: 17 mg
Kalium: 255 mg
Calcium: 26 mg
Phosphor: 18 mg
Magnesium: 8 mg
Eisen: 0,40 mg

Legende: kcl = Kilokalorie (1 kcal = 4.184 kJ), kj = Kilojoule, g = Gramm, mg = Milligramm (1 mg = 0.001 g), µg = Mikrogramm (1 µg = 0.001 mg), Mengenangaben: "*" = keine Daten vorhanden "+" = in Spuren enthalten, "0" = keine Daten oder praktisch nicht vorhanden.

Alle Angaben ohne Gewähr!



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Radieschen ist ein Gemüse, Kreuzblütler, Knollengemüse
  • Radieschen ist eine Heilpflanze



Quellen


  • Günther Liebster: Warenkunde Obst & Gemüse. Hädecke, 2002 » Warenkunde Obst & Gemüse
  • Hans Ambrosi: Wein A bis Z. Gräfe & Unzer, 1994 » Wein A bis Z
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Johanna Strömsdörfer, Ingeborg Pils: Das neue Gut Eingekauft: Ein Wegweiser durch die Welt der Lebensmittel. Rewe  , 2009 » Das neue Gut Eingekauft: Ein Wegweiser durch die Welt der Lebensmittel