Apfelwein, Ebbelwei, Ebbelwoi, Stöffsche, Schoppe, Abbelwoi, Äppler
Inhaltsverzeichnis
- Apfelwein
- Ebbelwoi, Ebbelwei, Äppler, Abbelwoi, Schoppe, Stöffsche
- Die Herstellung von Apfelwein
- Die verschiedenen Stadien des Apfelweins: Süßer, Rauscher, Neuer Heller, Alter
- Die verschiedenen Apfelsorten
- Apfelweinvarianten
- Die Geschichte des Apfelweins
- Das Frankfurter Dreigestirn: Bembel, Geripptes und Deckel
- Hessische Fachbegriffe
- Apfelwein als Mischgetränk
- Der Apfelwein in anderen Ländern
- Die bekanntesten Apfelweine in anderen Ländern
- Der Apfelwein und die Gesundheit
- Rund um das Stöffche
- Quellen
Apfelwein ist ein eher säuerlich schmeckender Fruchtwein, der aus Kelteräpfeln gewonnen und vorwiegend im hessischen Bundesgebiet getrunken wird und gehört zu den alkoholhaltigen Getränken.
Ebbelwoi, Ebbelwei, Äppler, Abbelwoi, Schoppe, Stöffsche
Apfelwein wird in Hessen oftmals auch als das hessische Nationalgetränk bezeichnet. In Hessen kennt man das säuerliche Gebräu auch unter den Namen Ebbelwoi, Ebbelwei, Äppler, Abbelwoi, Schoppe oder Stöffsche. Der Apfelwein kann neben den Äpfeln 🛒 auch noch andere Früchte enthalten. Sein Alkoholgehalt liegt zwischen 5 und 7 %. Die ideale Trinktemperatur liegt bei 11 bis 14 °C. Im moselfränkischen Sprachraum ist der Apfelwein oder Birnenwein unter dem Namen Viez bekannt.
Die Herstellung von Apfelwein
Zu Beginn der Herstellung von Apfelwein wurden die Früchte noch von Hand zerstoßen. Anschließend gab man die zerstoßenen Früchte in einen großen Trog. Später kamen dann größere Mahlsteine zum Einsatz, die entweder von Menschen oder auch Pferden angetrieben wurden. Wichtig war bei der Herstellung von Apfelwein, dass die Früchte nicht nur geschnitten, sondern auch zerdrückt wurden. Nur so war es möglich den Saft zu bekommen. Die so zerkleinerten und zerstoßenen Äpfel wurden in engmaschige Baumwolltücher eingeschlagen. Als solches Päckchen wurden die zerstoßenen Äpfel auf einem Holzrost gestapelt und anschließend mit Hilfe einen Holzbalkens gepresst. Aus der Presse lief der frische Saft direkt in bereits vorbereitete Eichenholzfässer. Dort wurde der Saft zum Gären gelagert. Häufig wurde dem Saft noch Hefe hinzugefügt. Da im Gebiet rund um Frankfurt Hefe häufig in natürlicher Form vorkommt und somit zumeist keine Zusätze erforderlich sind, machen sich auch Hobbygärtner des Öfteren an die Herstellung von Apfelwein. Nach dem Schreddern und Pressen der Früchte, wird der frische Saft direkt in Fässer zum Gären abgefüllt. Der Zuckeranteil in den Äpfeln sorgt gemeinsam mit der Umgebungshefe dafür, dass der Gärprozess beginnt. Der Gärprozess dauert bis zur Vollendung etwa 3 bis 4 Monate. Hefe und Reststoffe sowie die Gärgase werden durch gezielte Vorrichtungen vom Apfelwein getrennt. Anschließend ist der Apfelwein mehrere Jahre haltbar. Kenner und Liebhaber dieses Getränks sind sogar der Meinung, dass der Apfelwein gesünder ist als Apfelsaft. Denn im Gegensatz zum Apfelsaft muss der Apfelwein nicht erhitzt oder sonst wie konserviert werden, um haltbar zu sein.
Heute wird der Apfelwein in der Regel mit Hilfe großer Maschinen gekeltert. Die Äpfel werden zunächst in einem Becken geschwemmt und gewaschen. Durch einen sogenannten Elevator gelangen die Früchte vom Waschbecken in einen Bottich. Am Ende des Elevators werden die Äpfel zerstampft. Diese zerdrückte Masse wird auch Maische genannt. Die Maische sollte nicht zu klein zerstampft sein, denn aus größeren Stücken lässt sich der Saft besser pressen. Über ein Rohr wird die Maische in die Presse geleitet und anschließend ausgepresst. Dieser Vorgang kann bis zu 1,5 Stunden dauern. Der frische, aromatische Saft gelangt je nach Kelterei in Edelstahltanks oder andere Tanks und der Gärungsprozess darf beginnen. Während des Gärungsprozesses wird der Zucker von der enthaltenen oder zugefügten Hefe abgebaut. Hierbei entstehen Kohlendioxid und Alkohol. Das Gas verdrängt die Luft in den Tanks. Dieser Vorgang dauert etwa 8 bis 10 Tage und ist auch als "stürmische Gärung" bekannt. In einer Kelterei für Apfelwein muss stets gut gelüftet werden, denn das entweichende Kohlendioxid kann zum Erstickungstod führen. Zu früheren Zeiten nahm der Wirt oder Kelterer immer eine brennende Kerze mit in die Kelterei. Wenn die Kerze ausging, musste der Raum sofort verlassen werden. Je nachdem wie lange der Saft auf der Hefe ruht, ändert sich auch der Geschmack des Apfelweins. Ein milder Apfelwein hat in der Regel nur kurzzeitig auf der Hefe geruht. Je länger das Gebräu mit der Hefe Kontakt hat, umso aromatischer wird es. So kann der Kelterer den Geschmack des Apfelweins beeinflussen und ihn ganz nach Wunsch von der Hefe trennen.
Bei der Herstellung von Apfelwein gibt es dann auch den sogenannten Trester. Der Trester besteht aus den übrigen Apfelresten und wird oftmals zu Tierfutter für Rinder und Schafe verarbeitet. Ein Teil des Tresters wird zu Kompost verarbeitet und ein weiterer Teil wird für Obstbrände benutzt.
Die verschiedenen Stadien des Apfelweins: Süßer, Rauscher, Neuer Heller, Alter
Der Apfelwein durchläuft je nach Voranschreiten des Gärungsprozesses verschiedene Stadien. In allen Stadien, die der Apfelwein während seiner Gärung durchläuft, kann er getrunken werden. Nach der Ernte im Herbst werden die Äpfel kalt gepresst, so wird der sogenannte "Süße" gewonnen. Im Frankfurter Raum wird dieser Most auch "Sieße" genannt. Der Saft ist trüb, bräunlich und hat einen angenehm süßen Geschmack. "Süßer" ist allerdings noch kein Wein, sondern es handelt sich dabei um einen Most. In Österreich und Süddeutschland wird dieser frische Saft auch oft Most oder Süßmost genannt. Nach wenigen Tagen wird aus dem Süßen der sogenannte Rauscher. Beim Rauscher handelt es sich um einen gärenden Most, der aufgrund seines Kohlensäuregehalts auf der Zunge prickelt. Der Rauscher trägt seinen Namen aus gutem Grund, er hat eine stark abführende Wirkung. Hat der Apfelwein die Hauptgärung hinter sich wird er als Neuer Heller bezeichnet. Der "Neue Helle" ist noch leicht trüb, schmeckt aber schon nach Apfelwein. Er wird etwa zur Weihnachtszeit getrunken. Im Laufe des Frühjahrs kommt der Apfelwein zu seiner vollen Reife und wird als Alter serviert. Er ist dann bis zum Jahresende haltbar. Der Trend beim Apfelwein geht zur milderen Geschmacksvariante.
Die verschiedenen Apfelsorten
Nicht jede Apfelsorte kann zur Herstellung des beliebten Apfelweins verwendet werden. Für die Herstellung des Apfelweins eignen sich am besten alte Apfelsorten, die einen hohen Säure- und Zuckergehalt aufweisen. Ein rauer Boskop eignet sich gut oder auch der rote Trierer Weinapfel. Viele Fachleute bezeichnen den Bitterfelder als besten Apfel für die Kelterung von Apfelwein. Weitere Kelterobstsorten sind der große Bohnapfel, der Rheinische Bohnapfel, der Winter-Rambur, die Schafsnase, die Gewürzluike, der Brettacher, der grüne Fürstenapfel, der rote Eiserapfel, die verschiedenen Renetten, die Wintergoldparmäne und einige andere lokale Sorten. Nahezu alle diese Apfelsorten sind spätreifend, saftig und haben ein säuerlich würziges Aroma. Frühobst eignet sich nicht zur Herstellung eines aromatischen Apfelweins, dafür sind Zucker- und Säuregehalt zu niedrig. Normalerweise werden für die Herstellung von Apfelwein keine modernen Apfelsorten verwendet. Diese enthalten oftmals zu viel Fruchtzucker und zu wenig Säure. Für den Apfelwein werden demnach überwiegend alte Apfelsorten verwendet. So werden durch die Herstellung von Apfelwein alte Apfelsorten und die landschaftsprägenden Streuobstwiesen erhalten.
Apfelweinvarianten
Um den Geschmack des Apfelweins etwas zu variieren, werden dem Gebräu verschiedene Früchte zugesetzt. Bekannt ist hier der Versatz mit der Frucht des Speierlingbaumes. Der Speierling wird dem Apfelwein in geringer Menge zugegeben, um einen klaren Apfelwein zu bekommen. Beim Speierling handelt es sich nicht um einen Apfel, sondern um eine sehr saure Frucht, die zur Familie der Eberesche gehört. Durch die Zugabe von Speierling und den dadurch hohen Gerbstoffgehalt bekommt man einen relativ klaren Apfelwein, der zudem länger haltbar ist. Eine weitere Frucht, die zur Apfelweinherstellung verwendet wird, ist die Mispel. Die Zugabe von Mispel macht den Wein feinwürzig. Der Mispelapfelwein und der Speierlingapfelwein sollen sich auch sehr gut zum Kochen eignen. Auch die Eberesche wird dem Apfelwein gerne zugesetzt. Dadurch erhält der Apfelwein ein säuerliches Aroma. Die Quitte kann dem Apfelwein ebenfalls zugesetzt werden. Auch bei der Quitte handelt es sich um eine saure Frucht. Die Quitte verleiht dem Apfelwein allerdings ihr eigenes Aroma. Quittenapfelwein gilt als perfekter Begleiter zur hessischen Küche. Auch die Schlehe wird hin und wieder gemeinsam mit den Äpfeln zu einem fruchtigen Apfelwein vergoren. In Österreich und Teilen Süddeutschlands werden oftmals noch Birnen zugesetzt.
Die Geschichte des Apfelweins
Obstweine sind keine Erfindung der Neuzeit. Vor über 3.000 Jahren kannten schon die Griechen den Obstwein. Später haben sich auch die Römer und Germanen der Herstellung von Obstweinen gewidmet. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere soll im Jahr 50 nach Christus in einem seiner Werke erwähnt haben, dass man Wein aus Birnen und allen Sorten von Äpfeln macht. Im 4. Jahrhundert nach Christus schildert Palladius in einem seiner Werke wie Obstwein aus Birnen gewonnen wird. Auch ist belegt, dass die Germanen noch vor den Römern Obstweine herstellten. Aufgrund der Eroberung durch die Römer wurden andere Obstsorten ins Landeingeführt und angebaut. Dies wiederum belebte die Produktion von Obstweinen. Erwähnt wird der Apfelwein erstmals um das Jahr 800 nach Christus. Zu dieser Zeit regierte Karl der Große und gab Anweisungen zur Bewirtschaftung seines Landes. In dieser Anweisung findet der Apfelwein ausdrücklich Erwähnung.
Im Jahr 1066 n. Chr. kam Wilhelm der Eroberer nach England. Im Gepäck hatte er nicht nur Soldaten, sondern auch Fässer mit Apfelwein aus Frankreich. In England hat sich der Apfelwein rasch verbreitet. Mittlerweile gehören die Briten zu den größten Apfelweinproduzenten Europas. Frankfurt gilt heutzutage als die Apfelweinstadt überhaupt. Allerdings wird der Apfelwein hier erst im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Im Jahr 1638 gab es eine Ratsverordnung, in der eine Reinhaltebestimmung festegelegt wurde. Auch heutige Apfelweinkelterer müssen sich an das damals erlassene Reinheitsgebot halten. Ehemals war der Apfelwein im Übrigen ein Getränk 🛒 für arme Leute. Die besser Betuchten labten sich an Bier und Wein. In Frankfurt wurde die erste Schankerlaubnis im Jahr 1754 erteilt. Seither gibt es auch eine Besteuerung auf das Getränk. Zu Beginn der Apfelweinherstellung im Frankfurter Raum wurde der Apfelwein in Heimherstellung gebraut und in eigens gegründeten Apfelweinlokalen verkauft. Wer die Schankerlaubnis besaß, musste zur Kenntlichmachung einen Fichtenkranz mit einem Apfel in der Mitte an seiner Tür anbringen. Dieses Zeichen hat sich bis heute gehalten. Allerdings sieht man heutzutage oftmals einen Bembel in der Mitte des Kranzes statt eines Apfels.
Der Apfelwein verdankt seine Erfolgsgeschichte dem Untergang des Weines im hessischen Raum. Einige schwerwiegende Ereignisse haben dazu geführt, dass der Weinanbau in Hessen an Attraktivität verlor. Zwar war ehemals im Frankfurter Raum der Anbau von Weintrauben üblich, es stellte sich mit den Jahren allerdings eine Klimaveränderung in diesem Gebiet ein. Diese klimatischen Veränderungen läuteten den Verfall der damaligen Weinkultur ein. Zudem gab es militärische Verwüstungen des Landes durch Preußen. Die im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeschleppte Reblaus war ein weiterer Grund für den Verfall der Weinkultur in Hessen. Mittlerweile wird in einigen Gebieten der Gegend allerdings wieder erfolgreich Wein angebaut.
Im 19. Jahrhundert wurde der Apfelwein immer populärer und mittlerweile gehört er zur Kultur rund um Frankfurt. Für den Apfelwein haben sich viele Namen eingebürgert und er wird noch heute aus dem traditionellen Bembel eingegossen und aus dem gerippten Glas getrunken. Rund 70 % des gesamten Apfelweins, der in Deutschland hergestellt wird, wird allein in Hessen getrunken. Frankfurt ist dabei nach wie vor die Hauptstadt des Apfelweins. Doch Obstweine gibt es auch außerhalb der Mainmetropole. So wird Apfelwein noch heute in Ländern hergestellt, die ehemals von den Kelten besetzt waren. Dazu gehören Teile Englands, Deutschland, Frankreich, die Schweiz, Österreich und Jugoslawien.
Das Frankfurter Dreigestirn: Bembel, Geripptes und Deckel
Das Frankfurter "Dreigestirn" bestehend aus Bembel, dem Gerippten und dem Deckel gehört unbedingt zur Frankfurter Apfelweinkultur.
Beim sogenannten Gerippten handelt es sich um das traditionelle Apfelweinglas. Das Gerippte verdankt seinen Namen dem rautenartigen Muster und den dadurch entstehenden Rippen auf dem Glas. Das Apfelweinglas hat im Allgemeinen die Form eines Bechers und besitzt ein Fassungsvermögen von 0,25 Ltr. bis 0,3 Ltr. Im Frankfurter Raum gilt das Glas mit einem Fassungsvermögen von 0,3 l Glas als üblich. Das Rautenmuster ermöglicht einen guten Griff und die Rippen im Glas brechen das Licht, was einen schönen Glanz erzeugt. Das gerippte war ehemals vor allem aus praktischen Gründen für den Apfelwein genutzt worden. So sorgten die Rippen auf dem Glas für einen guten Halt, auch wenn die Hände vom Essen fettig waren. Zudem war der frühere Apfelwein zumeist nicht so klar wie der heutige. Durch das brechende Licht bekam das Gebräu einen schönen Glanz und wirkte appetitlicher. Diese Gläser wurden bereits vor hunderten von Jahren für den Apfelwein genutzt. Hinweise darauf finden sich beispielsweise auf alten Gemälden. In Frankfurt gab es um die Jahrhundertwende eine eigene Maßeinheit für den Apfelwein den sogenannten Schoppen.
Der Deckel oder auch Deckelche gehört vor allem bei den eingeschworenen Apfelweintrinkern zum Apfelwein dazu. Das Deckelche besteht aus einer kleinen und einer großen Holzscheibe. Die größere Holzscheibe hat den Zweck das Glas abzudecken, die kleinere ragt ins Innere des Glases und verhindert so ein Verrutschen des Deckels. Der Deckel kann oben aufwendige Verzierungen enthalten. Beispielsweise kann eine kleine Münze oder eine Malerei angebracht worden sein, oder aber der Name des Wirtshauses oder des Besitzers steht auf dem Deckel. In der Regel wird der Deckel nicht von der Wirtschaft zur Verfügung gestellt, sondern man bringt seinen eigenen mit. Wenn man in einer typischen Apfelweinwirtschaft im Freien sitzt, verhindert der Deckel, dass Insekten oder Schmutz ins Glas geraten können. Der Kult rund um das Deckelche wird heutzutage nur noch von ganz traditionsbewussten Apfelweintrinkern ausgeübt.
Als Bembel werden die dickbauchigen Krüge aus Steingut bezeichnet. Traditionellerweise wird der Apfelwein im Bembel serviert. Der Bembel hat einen Überzug aus Salzglasur, ist zumeist grau grundiert und mit einem blauen Muster verziert. Üblicherweise hat ein Bembel ein Fassungsvermögen von ein bis zwölf Liter. Wie der Bembel zu seinem Namen gekommen ist, ist nicht gesichert. Schriftlich erwähnt wird der dickbauchige Steinkrug erstmals im Jahr 1893. Der Bembel wird aus hochwertigem Ton hergestellt. Der Ton kommt aus dem Kannebäckerland im Westerwald und wird bei 1.200 °C im Ofen gebrannt. Die Glasur wird mit Hilfe von Kochsalz erzeugt, welches am Ende der Brenndauer in den Ofen gegeben wird. In einer Apfelweinwirtschaft ist es üblich bei mehr als einer Person am Tisch einen Bembel zu bestellen. Der Bembel hält den Apfelwein auch über einen längeren Zeitraum hinweg schön kühl. Die verschiedenen Bembel werden entsprechend ihrem Fassungsvermögen bezeichnet. Passen zum Beispiel 9 Gläser in einen Bembel, dann wird er als 9'er bezeichnet.
Zum Bembel gehört auch noch der Faulenzer. Er ist zwar nicht Teil des Frankfurter Dreigestirns, soll aber dennoch hier erwähnt werden. Beim Faulenzer handelt es sich um ein Gestell aus Eisen, das dem Ausschank des Apfelweins aus dem Bembel dient. Der Faulenzer ist vor allem für größere Bembel ab 3 Litern gedacht. Früher wurde der Faulenzer aus Holz gefertigt und ächzte beim Einschenken des Apfelweins. Daher hat der Faulenzer seinen Namen. Er ächzt, wenn er arbeiten muss. Durch den besonderen Kippmechanismus macht der Faulenzer das Einschenken des Apfelweins in die Gläser einfacher.
Hessische Fachbegriffe
Im hessischen Raum gilt der Apfelwein als Nationalgetränk. So haben sich in dieser Gegend auch einige Begriffe eingebürgert, die das Trinken, die Herstellung, den Apfelwein selbst und den Apfelweintrinker betreffen. Äppelwoi, Äppler, Ebbelwei, Ebbelwoi und Stöffche sind gängige Bezeichnungen für den Apfelwein in Hessen. Sießer, Rauscher, Neuer Heller und Alter bezeichnen die verschiedenen Gärungsstadien des Apfelweins. Das Gerippte, der Bembel, das Deckelche und der Faulenzer sind Teil der hessischen Apfelweinkultur und bezeichnen das Geschirr worin der Apfelwein serviert und getrunken wird. Ein Bembelsche ist ein kleiner Apfelweinkrug. Beim Gerippten handelt es sich um das traditionelle Apfelweinglas, das Feingerippte wird für edlere Apfelweine genutzt. Ein Fichtekränzche ist das übliche Erkennungszeichen für Gastwirtschaften, die den Apfelwein vom Fass ausschenken. Als Schoppe wird ein Glas mit Apfelwein bezeichnet. Schoppen ist dagegen die ehemalige Maßeinheit für Apfelwein. Ein Schöppsche ist ein kleines Glas mit Apfelwein. Als Salöngche wird ein kleines Apfelweinglas bezeichnet. Unter einem Schoppepetzer und einem Schoppestecher versteht man leidenschaftliche Apfelweintrinker. Ein Schnutedunker ist ebenfalls ein Apfelweintrinker. Unter einer Heckewerdschaft versteht man eine Frankfurter Apfelweinwirtschaft. Schläuchen, Robben und Petzen stehen für das Trinken von Apfelwein. Brieh steht für Brühe. Als Weiwergesöff und Wermcherbrieh wird Apfelwein mit geringem Alkoholgehalt bezeichnet. Ein Herrschafts-Gespritzter ist beispielsweise Apfelwein mit Sekt.
Apfelwein als Mischgetränk
Da Apfelwein pur nicht jedermanns Sache ist, gibt es verschiedene Mischungen des hessischen Nationalgetränks. Eine übliche Mischung ist beispielsweise der Sauergespritzte. Hier wird - wie bei einer Weinschorle auch - der Apfelwein mit Mineralwasser gemischt. Für Autofahrer bietet sich der Tiefgespritzte an. Der Tiefgespritzte oder auch Batschnasse wird aus einem Viertel Apfelwein und drei Vierteln Mineralwasser gemischt. Auch bekannt ist der Süßgespritzte. Hierbei wird der Apfelwein üblicherweise mit Zitronenlimonade gemischt. In schwäbischen Regionen kennt man noch die Mostbowle. Hierbei werden Apfelwein und Zitronenlimonade gemischt und mit Zitronenscheiben verfeinert. In den kühlen Wintermonaten wird gerne heißer Apfelwein getrunken. Dabei wird der Apfelwein erhitzt – nicht gekocht – und wie ein Glühwein mit Gewürzen verfeinert. Üblich sind hier Zimt, Gewürznelken und zuweilen auch Zitronen. Der heiße Äppler darf mit Zucker oder Honig gesüßt werden. Beliebt ist auch Halbe-Halbe. Hierbei werden Apfelwein und Apfelsaft zu gleichen Teilen gemischt. Selten wird der Apfelwein auch mit Cola gemischt.
Mit dem Mischen des Apfelweins sind nicht alle Kelterer und Wirtshäuser einverstanden. Viele sind der Meinung, dass das hessische Nationalgebräu pur genossen werden müsse und weigern sich beispielsweise Gästen den Süßgespritzten zu servieren, zumindest wird es nicht Freude serviert.
Der Apfelwein in anderen Ländern
Apfelwein ist nicht nur in Deutschland und dort vornehmlich im hessischen Bundesgebiet bekannt, sondern wird auch in anderen Ländern gekeltert und getrunken. So gibt es verschiedene Apfelweine in Frankreich, in Irland, in Großbritannien, in Schweden, in den USA, in Spanien und Finnland. Unter dem Namen Most ist ein alkoholisches Getränk, das zumeist aus Birnen und Äpfeln hergestellt wird, auch im Süden Deutschlands, in Österreich und in der Schweiz bekannt. Beim Apfelwein handelt es sich also keinesfalls um eine Frankfurter Erfindung, vielmehr werden Apfelwein und andere Getränke aus Äpfeln fast überall dort hergestellt wo auch Äpfel wachsen. Und Äpfel wachsen überall wo es gemäßigtes Klima und die richtigen Temperaturen für Äpfel gibt. So gibt es einen besonderen Apfelwein sogar in Südkorea. Das Klima entspricht dort eher mitteleuropäischen Temperaturen und Apfelbäume gedeihen dort sehr gut. Der in Südkorea hergestellte Apfelwein hat allerdings viel mehr Ähnlichkeit mit einem Dessertwein als mit dem säuerlichen Apfelwein im hessischen Raum. Serviert wird er im Weinglas und bringt mit 10 bis 12 % Alkohol auch mehr Prozente als der hierzulande bekannte Apfelwein. Der koreanische Apfelwein hat eine goldgelbe Farbe und schmeckt leicht harzig. In Kanada wird ebenfalls die Apfelweinherstellung betrieben. Kanada gehört sogar zu den großen Herstellerländern für Apfelwein. In Kanada bevorzugt man allerdings die englische und die französische Geschmacksrichtung des Apfelweins. Auch in Ungarn und in Tschechien hat die Herstellung von Apfelwein eine lange Tradition. In der Schweiz war das Apfelgebräu ehemals der Haustrunk der Bauern und ist auch heute noch als Most bekannt.
Die bekanntesten Apfelweine in anderen Ländern
In Frankreich kennt man den Cidre. Der Cidre wird vor allem in der Bretagne und in der Normandie hergestellt. Der französische Cidre wird allerdings etwas anders hergestellt als das Frankfurter Nationalgetränk. So wird der Apfelwein während der Gärung oft mehrmals von der Hefe genommen, um mehr Leichtigkeit und Spritzigkeit zu erreichen. Auf diese Weise behält der Cidre einen Teil der Kohlensäure des Gärprozesses und einen Teil des Fruchtzuckers. In bretonischen Gebieten wird der Cidre in einer Apfelweintasse der sogenannten "bol" serviert. Cidre hat einen Alkoholgehalt von 2,5 bis 5 %.
In England wird der Apfelwein Cider genannt. Hier wird der Cider gerne mit Kohlensäure getrunken und ist als extratrockener oder süßer Apfelwein erhältlich. Der englische Cider wird oftmals mit Hilfe von zusätzlichem Zucker auf einen etwas höheren Gehalt an Alkohol gebracht. Südwestengland gilt in Europa als der größte Apfelweinproduzent. Hier ist auch die Traditionsmarke Bulmers angesiedelt. Für den Cider werden hauptsächlich Holzfässer verwendet.
In Spanien kennt man den Sidra. Auch in Spanien hat die Herstellung von Apfelwein eine lange Tradition. Der Sidra ist vor allem im Baskenland und in Asturien vertreten. In Asturien wird der Sidra traditionell über den Kopf eingeschenkt. Dabei hält der Kellner das Glas mit der einen Hand so tief wie möglich und schenkt mit dem anderen, hoch über dem Kopf erhobenen Arm den Apfelwein ein.
Der Apfelwein und die Gesundheit
Viele Apfelweintrinker sind der Meinung, dass das Stöffche der Gesundheit zuträglich sei. Natürlich gilt es auch hier das rechte Maß zu finden. Tägliche Trunkenheit hat noch niemandem zu einer besseren Gesundheit verholfen. In Maßen genossen, kann der Apfelwein aber durchaus positive Eigenschaften haben. So soll belegt sein, dass der Apfelwein die Verdauung anregt und Magen- und Darmkrankheiten vorbeugt. Zudem soll der Apfelwein den Blutdruck senken und die Gehirndurchblutung verbessern. Apfelwein wird auch eine positive Wirkung auf die Blutfettwerte nachgesagt. Ein Glas mit 0,3 Ltr. Inhalt hat nur etwa 100 Kalorien. Der Alkoholgehalt von Apfelwein ist mit 5 bis 7 % auch wesentlich geringer als der von Weißwein oder Rotwein.
Rund um das Stöffche
Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Apfelweins ist zwar etwas geringer als die des traditionellen Weinanbaus, dennoch haben sich über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte einige Dinge rund um das Gebräu aus Äpfeln etabliert. So kann man in Frankfurt beispielsweise das "Frankfurter Äpfelwein-Museum" besuchen. Das Museum befindet sich in einer echten Kneipe dem "Historix" am Römerberg. Hier kann das hessische Nationalgetränk auch gleich gekostet werden. In Frankfurt findet man auch den Ebbelwei-Express. Eine Sonderlinie der Frankfurter Straßenbahn, die sich großer Beliebtheit erfreut. In der Mainmetropole ist der Kult um den Apfelwein noch immer lebendig und so kann man hier das Getränk in den verschiedenen Stadien der Gärung genießen.
Quellen
- Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 »
- Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 »
- Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 »
- Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 »
- Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 »