Urethan, Ethylcarbamat, Ethylurethan, Carbamidsäureethylester, Amidokohlensäureethylester
Englisch: ethyl carbamate, urethane
Französisch: uréthane
Italienisch: uretano
Spanisch: uretano, etilcarbamato
Inhaltsverzeichnis
- Urethan
- Vorkommen
- Urethan in Steinobstbränden
- Minderung das Urangehalts
- Höchstwerte
- Urethangehalt in Lebensmitteln
- Zusammenfassung und Kurzinfos
- Quellen
Urethan gehört zur den
Carbamaten,
eine chemischen Stoffgruppe bestehend aus Salzen und
Ester
der
Carbamidsäuren.
Carbamidsäuren sind die
Monoamide
der
Kohlensäure.
Urethann ist der abgeleitete Trivialname für Ethylurethan (Ethylcarbamat,
Carbamidsäureethylester) und Amidokohlensäureethylester sowie der
gesamten Verbindungsklasse der Ester der Carbamidsäuren.
Der Begriff Urethan leitet sich vom Lateinischen urina ab und bedeutet Urin.
Urethan gilt als genotoxisch (genverändernd) und kanzerogen (krebserzeugend oder -begünstigend).
Vorkommen
Urethan kommt zwar als natürlicher Bestandteil in
Spirituosen
und
fermentierten
Lebensmitteln
vor, ist jedoch nicht in deren Ausgangsprodukten vorhanden. Urethan entsteht meist erst während der
Verarbeitung und wird darum auch als so genannter
Prozesskontaminant
bezeichnet. Besonders hoch kann der Urethangehalt in
Steinobstbränden,
kommt jedoch auch in
Sake
(Reiswein),
Whiskey
und
Sojasauce
vor.
Beim
Brennen
von
Steinobst
kann aus den Steinen der Früchte
Blausäure
freigesetzt werden, die je nach Brennführung und unter Lichteinfluss zu Urethan
umgewandelt werden kann.
Urethan in Steinobstbränden
Urethan bildet sich in Steinobstbränden unter Lichteinwirkung mit Kupfer-Ionen als Katalysator aus Präkursoren. Präkursoren sind in der Chemie Ausgangsprodukte, die eine chemische Reaktion mit anderen Stoffen eingehen. Zu den urethan-bildenden Präkursoren gehören peroxydierte Dicarbonylverbindungen, Carbamylphosphat und Cyanide. Diese Stoffe bilden sich aus cyanogenen Glycosiden. Cyanogene Glycoside sind weit verbreitete Pflanzengifte aus der Gruppe der Glycoside.
Minderung das Urangehalts
Zur Reduzierung des Urangehalts in Steinobstbränden tragen vor und während dem Brennen von Steinobstbränden bestimmte Maßnahmen bei. Hierzu gehört beispielsweise, die Verwendung von einwandfreien, unbeschädigten, gesunden Früchten und deren Steinen. Auch eine saubere alkoholische Gärung mit Reinzuchthefen und eine möglichst kurze und kühle Lagerung der Maische sowie der Zusatz von Ascorbinsäure können den Urangehalt mindern. Darüber hinaus tragen auch dunkle Flaschen, in denen die Brände abgefüllt werden sowie eine Redestillation nach einigen Lagerwochen zur Minderung des Urathengehaltes bei.
Höchstwerte
Für Spirituosen gilt ein Urethan-Höchstwert von 0,4 mg/Ltr. 40 %-Vol., ab 0,8 mg Urethan pro Liter gelten Spirituosen als nicht mehr verkehrsfähig und dürfen nicht mehr in den Handel gebracht werden. In der Schweiz liegt die Obergrenze bei 1 mg/Ltr. in Spirituosen.
Urethangehalt in Lebensmitteln
Nachfolgend der durchschnittliche Urethangehalt in Lebensmitteln und Getränken 🛒; absteigend nach Urethangehalt sortiert.
Produkt | Durchschnittlicher Urethangehalt in µg/kg oder Ltr. |
---|---|
Aprikosenbrand | 2.000 |
Kirschbrand | 2.000 |
Reiswein | 130 |
Sake | 130 |
Bourbon Whiskey | 90 |
Málaga | 50 |
Sherry | 50 |
Sojasauce | 18 |
Wein | 15 |
Brot | 5,2 |
Bier | 2,7 |
alkoholfreies Bier | 0,3 |
Gin | < 1 |
Joghurt | < 1 |
Käse | < 1 |
Wodka | < 1 |
Fruchtsaft | < 0,1 |
Quelle: Ternes, Täufel, Tunger, Zobel. 2005. |
Eine mögliche Ursache für Urethan in Bier ist der Austritt von Azocarbonsäureamid aus geschäumten Dichtmassen von Flaschenverschlüssen.
Zusammenfassung und Kurzinfos
- Urethan ist ein Prozesskontaminant, Karzinogen
- Urethan kommt vor in Aprikosenbrand, Steinobstbrand, Kirschbrand, Reiswein, Sake, Whiskey, Málaga, Sherry, Sojasauce, Wein, Brot, Bier, alkoholfreies Bier, Gin, Joghurt, Käse, Wodka, Fruchtsaft
- Urethan wirkt genotoxisch
Quellen
- Gerhard Eisenbrand, Peter Schreier, Alfred Hagen Meyer: RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie. Thieme, 2006 »