Ammoniumcarbamat, Ammoniulcarbaminat, Ammoncarbamat


Englisch: Carbamic acid monoammonium salt, Carbamic acid ammonium salt, Carbamic acid ammoniate, Ammonium carbamate, Ammonium aminoformate
Französisch: Carbamate d'ammonium
Italienisch: Carbammato d'ammonio
Spanisch: Carbamato de amonio


Inhaltsverzeichnis

Ammoniumcarbamat auch Ammoncarbamat oder veraltet Ammoniulcarbaminat genannt ist das Ammoniumsalz der Carbaminsäure und wird als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt. Ammoniumcarbamat trägt die europäische Zulassungsnummer E 503i. Auf der Zutatenliste von Lebensmitteln kann der Zusatzstoff auch als Hirschhornsalz oder unter seiner E-Nummer deklariert sein. In der Lebensmittelindustrie wird Ammoniumcarbamat in der Funktionsklasse der Säureregulatoren geführt und als Backtriebmittel eingesetzt. Ammoniumcarbamat gehört wie Hirschhornsalz (E 503), Ammoniumcarbonat (E 503i) und Ammoniumhydrogencarbonat (E 503ii) zu den Carbonaten.
In Reinform sind Ammoniumcarbamate wasserlösliche, farblose Kristalle.


Verwendung von Ammoniumcarbamat

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Ammoniumcarbamate sind für Lebensmittel allgemein zugelassen und können ohne Höchstmengenbeschränkung bis quantum satis eingesetzt werden. Quantum satis bedeutet, dass ein Zusatzstoffe einem Lebensmittel nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich zugesetzt werden darf, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Von dieser Regelung ausgenommen sind lediglich unbehandelte Lebensmittel und solche Produkte, die laut Lebensmittelrecht nicht durch Zusatzstoffe verändert werden sollen. Auch für die Herstellung von Bio-Lebensmitteln darf E 503i verwendet werden.

Ammoniumcarbamat findet insbesondere bei Backpulver Verwendung. Zudem kann der Zusatzstoff für Schokolade, Kakaoprodukte, Kakaoersatzprodukte sowie Kaffeeersatzprodukte eingesetzt werden.

Bei der Herstellung von Extrakten, bei deren Trocknung Ammoniak entweichen kann, dienen Ammoniumcarbamat als Säureregulatoren. In der Herstellung von Obstwein und Wein wird Ammoniumcarbamat als Nährstoff für die Weinhefen eingesetzt.

Backtriebmittel

In Kontakt mit Luft und insbesondere bei hohen (ab 60 °C) Temperaturen wird Ammoniumcarbamat in Ammoniumcarbonat abgebaut, das wiederum in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid (E 290) zerfällt. Im Vergleich mit anderen Carbonaten benötigt Ammoniumcarbamat dazu nicht die Anwesenheit und den Kontakt mit Säuren. Beim Abbau von Ammoniumcarbamat werden Wasser in Form von Wasserdampf, Kohlendioxid und Ammoniak freigesetzt. Das Ammoniak entweicht während des Backprozesses weitgehend. Ein kleiner Teil des Ammoniaks verbleibt jedoch im Gebäck und ist für den als typisch "laugig" bezeichneten Geschmack verantwortlich. Das Kohlendioxid hingegen sorgt für den nötigen Trieb der Teige und Massen; Es vergrößert ihr Volumen. Die Umwandlung des Ammoniumcarbamats in Kohlendioxid und Ammoniak geschieht allerdings erst im Backofen bei entsprechender Hitzezufuhr in nennenswerten Mengen. Darum wird in diesem Zusammenhang auch vom Nachtrieb gesprochen. Wegen des entstehenden Ammoniaks kann nicht so viel Ammoniumcarbamat als Backtriebmittel eingesetzt werden, um hohe Gebäcke backen zu können. Ammoniumcarbamat eignet sich daher nur für trockene, flache Gebäcke wie etwa Lebkuchen oder Amerikaner.

Auch in anderen Industriezweigen wird Ammoniumcarbamat verwendet. So wird Ammoniumcarbamat bei der Herstellung von kosmetischen Produkten oder Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt. Darüber hinaus ist Ammoniumcarbamat ein Reinigungs-, Beiz- und Neutralisationsmittel.


Herstellung von Ammoniumcarbamat

In einem Verfahren wird das Ammoniumcarbamat aus einer übersättigten wässrigen Lösung durch Kristallisation infolge einer gesteuerten Abkühlung der Lösung erzeugt.
In einem anderen Verfahren werden in Abwesenheit von Wasser die Gase Ammoniak und Kohlenstoffdioxid im Volumenverhältnis 2:1 durch Rohre geleitet. Dabei bildet sich kristallines Ammoniumcarbamat, welches sich an den Rohrwänden ablagert. Ammoniumcarbamat entsteht also durch direkte Reaktion von Ammoniakgas und Kohlenstoffdioxid unter Ausschluss von Wasser.


Gesundheitliche Risiken durch Ammoniumcarbamat

In seiner Verwendung und den erlaubten Mengen in denen der Zusatzstoff eingesetzt wird, ist Ammoniumcarbamat als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. In seltenen Fällen kann Ammoniumcarbamat bei direktem Hautkontakt zu Reizungen führen. Ein ADI-Wert wurde für E 503i nicht bestimmt. Der ADI-Wert gibt an, welche Menge von einem Zusatzstoff täglich gegessen werden kann, ohne dass es dadurch zu gesundheitlichen Problemen kommt. Die Abkürzung ADI steht hierbei für die englische Bezeichnung "acceptable daily intake" was in etwa "akzeptable tägliche Aufnahme" bedeutet.



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Ammoniumcarbamat besitzt keine Empfehlung für einen ADI-Wert
  • Ammoniumcarbamat ist Nährstoff für Weinhefe
  • Ammoniumcarbamat ist ein Backtriebmittel, Säuerungsmittel, Lebensmittelzusatzstoff
  • Ammoniumcarbamat ist zugelassen für Biolebensmittel
  • Ammoniumcarbamat wird verwendet für Backpulver, Schokolade, Kakaoprodukte, Kakaoersatzprodukte, Kaffeeersatzprodukte, Lebkuchen, Amerikaner, Gebäck, Obstwein, Wein



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben