Kragenfäule, Wurzelhalsfäule


Wissenschaftliche Bezeichnung: Phytophthora cactorum
Englisch: collar rot, root collar rot, root base rot, phytophthora crown
Französisch: pourriture du collet, nécrose du collet


Inhaltsverzeichnis

Die Kragenfäule wird durch den Pilz Phytophthora cactorum verursacht und tritt bei Apfel- und Birnbäumen auf. Die Pilzart Phytophthora gehört zu der Klasse der Oomyceten, die auch als Ei- oder Scheinpilze bezeichnet wird. Phytophthora sind näher mit Algen verwandt als mit den Echten Pilzen. Alle Phytophthora-Arten gedeihen besonders gut bei sehr feuchten Bodenverhältnissen und gleichzeitig bei Bodentemperaturen zwischen 15 und 25° C sowie hohen Niederschlägen oder Staunässe.
Kragenfäule kann als dunkelbrauner, grauer oder violett niedergedrücktes Geschwür auf der Rinde des unteren Teils des Sprosses erscheinen, der mit Feuerbrand verwechselt werden kann.

Die Phytophthora-Pilzarten verursachen bei Wurzelgemüse wie Karotten oder Zwiebeln häufig Wurzelfäule oder bei Gurken Weichfäule. Bei Apfelbäumen schädigen alle Phytophthora-Arten das Rindengewebe, was mit einer Zerstörung des Gefäßsystems einhergeht und infolge dessen die Nährstoffzufuhr der Pflanze eingeschränkt wird. Daraufhin hellen sich die Laubblätter auf und verfärben sich später rötlich bis sie schließlich vorzeitig abfallen. Die Früchte eines befallenen Apfelbaumes sind kleiner und stärker ausgefärbt. Hierbei spricht man auch von der "Notreife". Die Äpfel 🛒 befallener Bäume schmecken fade und bleiben meist am Baum hängen. Mit Phytophthora befallene Apfelbäume haben ein stark gehemmtes Wachstum, welches sich durch kurze oder zum Teil fehlende Jahrestriebe äußert. Befallene Bäume sterben meist nach 2 bis 4 Jahren ab. Auch die Äpfel selbst können direkt befallen werden. Dabei verfärbt sich die Fruchtschale, die Gefäße und das Kernhaus bräunlich, während das Fruchtfleisch hell bleibt. Der Apfel behält auch nach dem Verfaulen seine Struktur.


Krankheitsformen

Je nach befallenem Pflanzenteil unterscheidet man drei Krankheitsformen wie folgt.

  • Fäule oberhalb der Veredlungsstelle
  • Fäule im oberen Teil der Unterlage
  • Fäule an den Wurzeln

Was bedeutet Unterlage und Veredlungsstelle?
Die meisten Obstbäume bringen durch Zucht aus ihren eigenen Samen sehr unterschiedlich wachsende Bäume hervor. Um gleichmäßig wachsende Bäume zu erhalten, greifen die Baumschulen auf einen Trick zurück; sie veredeln die Pflanzen. Bei der Veredelung werden zunächst junge Pflanzen von Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen aus Sorten herangezogen, deren Wuchs vorhersagbar und gleichbleibend ist. Diese Pflanzen werden nun als Unterlage für die gewünschten Obstsorte verwendet. Dazu wird auf die Unterlage, also den "gleichförmig" wachsenden Pflanzen ein Edelreis oder eine einzelne Knospe der gewünschten Sorte transplantiert. Die beiden Pflanzen verwachsen miteinander. Die neu entstandene Pflanze heranwachsende besitzt dann die Eigenschaften beider Ausgangsgehölzer.
Die Wachstumseigenschaften der Unterlagen gleicher Sorten variieren mitunter sehr stark. Zur Unterscheidung sind die Unterlagen jedoch meist nicht mit klingenden Namen sondern häufig nur mit Nummernbezeichnungen wie M 4, M 5, M 25, MM 106 oder VVA-1 versehen.
Die Veredlungsstelle bezeichnet den Teil, an dem die beiden Pflanzen miteinander verwachsen sind.

Fäule oberhalb der Veredlungsstelle

Bei der "Fäule oberhalb der Veredlungsstelle" entwickelt sich der Pilz auf dem Stamm oberhalb der Veredlungsstelle, an der Grenze von Unterlage und Sorte. Zunächst werden kleine, weiche Faulstellen sichtbar. Die Faulstellen weiten sich aus und umfassen rasch den gesamten Stamm. Dann sinkt das erkrankte Rindengewebe ein und verfärbt sich violett. Risse grenzen das gesunde vom kranken Rindengewebe ab. Im weiteren Krankheitsverlauf verfärbt sich der Stamm allmählich braun. Befallenes Rindengewebe sondert einen beißenden, an Bittermandelöl erinnernden Geruch ab, wenn es eingeschnitten wird. Von dieser Fäule können besonders häufig Cox-Orange, Topaz, Berlepsch und die Birnensorte General Leclerc betroffen sein.

Fäule im oberen Teil der Unterlage

Bei der "Fäule im oberen Teil der Unterlage" treten an der Unterlage und einem Teil des Wurzelwerks Symptome auf. Als empfindlich gelten die Unterlagen MM 106 und M 26. Widerstandsfähiger sind Unterlagen mit der Bezeichnung M 9, M 25 und MM 111.
Die Fäule an den Wurzeln tritt bevorzugt an Steinobstarten auf. Bei den Apfelsorten Cox-Orange, Idared und Topaz ist die Anfälligkeit der Kragenfäule sehr hoch. Im ökologischen Anbau sind bei der Sorte Topaz auch Baumausfälle zu verzeichnen.



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Phytophthora cactorum verursacht Kragenfäule
  • Äpfel können befallen werden von Kragenfäule
  • Kragenfäule befällt Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Cox-Orange, Topaz, Berlepsch, General Leclerc, Idared
  • Kragenfäule ist eine Pilzkrankheit
  • Kragenfäule kann verwechselt werden mit Feuerbrand



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon