Traminer


Französisch: Traminers


Inhaltsverzeichnis
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Der Begriff Traminer ist ein Sammelbegriff für Varianten einer Rebsorte und steht insbesondere für die Rebsorten Savagnin Blanc, Savagnin Rose und Gewürztraminer. Die drei Sorten sind sich genetisch sehr ähnlich, unterscheiden sich aber mitunter in ihren ampelographischen Merkmalen wie Beerenfarbe, Blattform und Traubengröße, Wüchsigkeit, Ertrag sowie ihrem Aroma und ihrer Anfälligkeit für Rebkrankheiten. In diesem Zusammenhang wird häufig von Spielarten der Traminer-Rebe gesprochen. Darüber hinaus ist die Bezeichnung Traminer ein Synonym für Rebsorten Veltliner Rot und Pinot Noir. Bei der Zuordnung der Traminer-Weine aus den verschiedenen Rebsorten kommen dadurch häufig Verwechslungen vor, insbesondere da alle Spielarten des Traminers häufig als Gewürztraminer bezeichnet werden. Klärend kann man sagen, dass im deutschsprachigen Raum zumeist die zwei Spielarten Weißer Traminer bzw. Gelber Traminer sowie Gewürztraminer bzw. Roter Traminer unterschieden werden. Steht der Name Traminer alleine, handelt es sich überwiegend um den Gewürztraminer und seltener um den Weißen/Gelben Traminer.

Vor der Lese verfärben sich die hellgrünen Trauben und erhalten einen hellroten, mitunter auch gelben bis orangefarbenen Ton. Bei der Weinherstellung ergeben die Schalen eine kräftig gelbe Farbe. Die Farbintensität liefert einen Anhaltspunkt für verschiedene Qualitätsstufen. Traminer-Weine besitzen eine Farbpalette von hellem Strohgelb bis hin zu sattem Goldgelb. Ein goldener Schimmer steht für eine Rebsorte, die bei der Vinifizierung hochwertige Weine hervorbringt.


Allgemeine ampelographische Merkmale

Die früh reifende Rebe ist durch die dicke Beerenhaut widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten, vor allem gegen Botrytis. Die Rebsorte stellt hohe Ansprüche an den Boden, insbesondere mag sie wenig Kalk.


Herkunft

Beim Traminer handelt es sich um eine der ältesten kultivierten Reben in Europa. Es gibt unterschiedliche Angaben zur Herkunft der Traminer-Reben.

Südtirol

Häufig wird Südtirol erwähnt, da dies aufgrund des namensverwandten Ortes Tramin (Termeno) nahe liegt. Schriftlich wurde Traminer beispielsweise von dem deutschen Botaniker Hieronymus Bock (* 1498; † 21. Februar 1554) in seinem "Kreütter Buch" in der Ausgabe von 1546 von "vil (viel) in der Etsch und zu Tramyn wachsenden Traminner-Drauben" erwähnt. Als Beweis für die Herkunft aus Südtirol wird mitunter auch die 1242 in Bozen gemachte Erwähnung des "Vini de Traminne" angeführt. Allerdings ist damit lediglich ein Wein aus dem Ort Tramin und nicht die Rebsorte gemeint.

Ägypten, Naher Osten

Als Ursprung wird zudem auch Ägypten bzw. der Nahen Osten genannt. Der Nachweis soll hier durch archäologische Traubenkern-Funde, die dem Traminer (Savagnin Blanc) ähnlich sind, erbracht worden sein. Jedoch ist eine Identifikation von Rebsorten anhand von Traubenkernen sehr schwierig, wesshalb diese These als unwahrscheinlich gilt.

Griechenland

Darüber hinaus wird auch Griechenland als Ursprung der Traminer-Rebe genannt. Dabei führt man eine Abstammung von der antiken Rebsorte Aminea an, die von Plinius dem Älteren (* 23 oder 24; † 25. August 79) erwähnt wurde.

Frankreich, Deutschland

Nach den vorliegenden historischen und genetischen Daten geht man aber heute zumeist von einem Ursprung in Nordost-Frankreich (Franche-Comté, Chamapgne-Ardenne, Lothringen und Elsass) und Südwest-Deutschland (Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) aus.


Standorte und Anbaugebiete

Deutschland

Traminer-Rebsorten nehmen in Deutschland vorwiegend in Baden und der Pfalz sowie in Sachsen zusammen nur etwa 90 ha (0,88 %) der Weinanbaufläche ein.

Österreich

In Österreich sind Standorte über alle Weinbaugebiete verstreut. Sie besonders bekannt und beliebt ist Traminer in der südöstlichen Steiermark, dem Vulkanland. Insgesamt ist die Anbaufläche in Österreich leicht rückläufig. In der Südsteiermark werden vor allem trockene, zarte Traminer-Weine produziert während rund um Klöch im Steirischen Vulkanland vorwiegend alkoholreiche Weine mit ausgewogener Restsüße ausgebaut werden.

Schweiz

In der Schweiz wird vor allem im Kanton Wallis auf 48 ha Gewürztraminer angebaut. Die Gesamte Rebfläche der Traminer-Reben nimmt in der Schweiz etwa 50 ha ein.

Frankreich

In Frankreich wird Traminer aus 3.040 ha angebaut, davon fallen 3.036 ha auf das Elsass. Im Elsass wächst die Rebe auf Granitböden. Die durchgegoren und trocken Traminer-Weine aus dem Elsass wirken trotz ihres hohen Alkoholgehalts süß, da sie über eine gewisse Restsüße verfügen. Vollmundige und körperreiche Gewürztraminer-Weine von höchster Qualität werden in der Appellation Alsace Grand Cru gekeltert.

Italien

In Italien werden Traminer-Reben auf 500 ha kultiviert, 150 ha fallen davon auf Südtirol. Die Weine sind weniger bukettreichen ausgebaut. Das alpin-mediterrane Klima, die sandig-lehmigen Böden sowie die Hanglage bringen Spitzenweine hervor.


Verwandte Sorten

Der Traminer gilt als so genannte Leitsorte oder auch Ursorte. Von ihr stammen zahlreiche andere Rebsorten ab. Seine Nachkommen können als der fränkische Genpool der mitteleuropäischen Rebsorten betrachtet werden. Er spielte damit eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler europäischer Sorten. Mittels DNA-Analysen wurden viele durch vermutlich natürliche Kreuzungen entstandene direkte Nachkommen ermittelt und Eltern-Nachkommen-Beziehungen festgestellt. Das bedeutet, dass Traminer entweder Elter oder Nachkomme sein könnte.

Neuzüchtungen aus den Traminer-Spielarten

Bei vielen Neuzüchtungen waren Traminer-Spielarten Kreuzungspartner.

Aubin Blanc Kreuzung mit Gouais Blanc Frankreich
Béquignol Noir Kreuzung mit unbekanntem Partner Frankreich
Cserszegi Füszeres Neuzüchtung mit Irsai Olivér Ungarn
Chenin Blanc evtl. Kreuzung mit Sauvignon Blanc Frankreich
Devín Neuzüchtung mit Veltlínske Cervené (Roter Veltliner) Slowakei
Elbling Kreuzung mit Gouais Blanc Deutschland
Ezerfürtü Neuzüchtung mit Hárslevelü Ungarn
Flora rose Neuzüchtung mit Sémillon Kalifornien
Fütterer Kreuzung mit Gouais Blanc Deutschland
Generosa Neuzüchtung mit Ezerjó Ungarn
Godello Kreuzung mit Castellana Blanca Portugal
Gouveio Real Kreuzung mit Castellana Blanca Portugal
Hetera Neuzüchtung mit Veltlínske Cervené (Roter Veltliner) Slowakei
Jubileum 75 Neuzüchtung mit Kövidinka Ungarn
Manzoni Rosa Neuzüchtung mit Trebbiano Toscano Italien
Mennas Neuzüchtung mit Gouais Blanc Schweiz
Mília Neuzüchtung mit Müller Thurgau Slowakei
Neoplanta Neuzüchtung mit Smederevka (Dimyat) Serbien
Pálava Neuzüchtung mit Müller Thurgau Tschechien
Panonia Neuzüchtung mit Riesling Serbien
Perle Neuzüchtung mit Müller Thurgau Deutschland
Petit Manseng Kreuzung mit unbekanntem Partner Frankreich
Petit Meslier Kreuzung mit Gouais Blanc (Heunisch Weiß; Elbling) Frankreich
Pinot Noir Eltern-Nachkommen-Beziehung Frankreich
Räuschling Kreuzung mit Gouais Blanc Deutschland
Riton Neuzüchtung mit Villard Blanc Moldawien
Rotgipfler Kreuzung mit Roter Veltliner Österreich
Sauvignon Blanc Eltern-Nachkommen-Beziehung Frankreich
Septimer Neuzüchtung mit Müller Thurgau Deutschland
Siegerrebe Neuzüchtung mit Madeleine Angevine Deutschland
Silvaner Kreuzung mit Österreichisch-Weiß Österreich
Taminga Neuzüchtung mit Merbein 29-56 Australien
Teinturier Eltern-Nachkommen-Beziehung Frankreich
Traminette Neuzüchtung mit Joannes Seyve 23416 Amerika (Illinois)
Trousseau Noir Eltern-Nachkommen-Beziehung Frankreich
Verdejo Kreuzung mit Castellana Blanca Portugal
Verdelho Eltern-Nachkommen-Beziehung Frankreich
Vrboska Neuzüchtung mit Csaba Gyöngye Tschechien
Würzer Neuzüchtung mit Müller Thurgau Deutschland
Quelle: https://glossar.wein-plus.eu/traminer

Nach genetischen Untersuchungen ist der Traminer zudem eng mit den Burgundern Blauburgunder, Blauer Frühburgunder, Blauer Spätburgunder, Frühburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder und Weißburgunder verwandt.

Bei der Rebsorte Savagnin Blanc wird davon ausgegangen, das sie mit der Traminer-Rebe identisch ist, zumindest aber um einen Klon des Traminers handelt.


Aromen

Der Name Gewürztraminer weckt fälschlicher Weise Assoziationen von Gewürzen. Allerdings weist der Geschmack keine oder nur äußerst geringe Gewürz-Nuancen auf. Gewürztraminer-Weine haben eine deutliche Rosen-Aromatik und sind häufig lange lagerfähig. Die Traminer-Weißweine sind säurearm, jedoch extrakt- und aromenreich. Häufig weisen die Weine Aromen wie Rosen, Zitrus, Walderdbeeren 🛒, Rosinen oder Dörrobst auf. In der Regel besitzen die Beeren ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis. Aus den Traminer-Reben gekelterte Weißwein sind häufig gut strukturiert und haben eine gute Haltbarkeit und hohes Reifungs- bzw. Alterungspotential. Traminer-Prädikatsweine besitzen oft Restsüße. Besonders die Gewürztraminer bringt extrakt- und alkoholreiche Weißweine hervor und zeigen sortentypische, intensive Aromen nach Moschus, Bitterorange, Litschi, Marzipan und Rosen. Die Traminer-Reben zählt zu den Bukettsorten.



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Silvaner ist verwandt mit Traminer
  • Gewurztraminer ist eine Variante des Traminers
  • Rotgipfler ist eine Kreuzung aus Traminer
  • Traminer besitzen Aromen von Gewürzen, Rosen, Zitrus, Walderdbeeren, Rosinen, Dörrobst, Moschus, Bitterorange, Litschis, Marzipan
  • Traminer besitzen eine Restsüße
  • Traminer ist ein Sammelbegriff für Rebsorten
  • Traminer ist eine Leitsorte, Bukettsorte
  • Traminer ist identisch mit Savagnin Blanc
  • Traminer ist verwandt mit Blauburgunder, Blauen Spätburgunder, Blauen Frühburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder, Weißburgunder, Aubin Blanc, Gouais Blanc, Béquignol Noir, Cserszegi Füszeres, Irsai Olivér, Chenin Blanc, Sauvignon Blanc, Devín, Veltlínske Cervené, Elbling, Ezerfürtü, Hárslevelü, Flora rose, Sémillon, Fütterer, Generosa, Ezerjó, Godello, Castellana Blanca, Gouveio Real, Hetera, Jubileum 75, Kövidinka, Manzoni Rosa, Trebbiano Toscano, Mennas, Mília, Müller Thurgau, Neoplanta, Smederevka, Pálava, Panonia, Riesling, Perle, Petit Manseng, Petit Meslier, Pinot Noir, Räuschling, Riton, Villard Blanc, Rotgipfler, Roter Veltliner, Septimer, Siegerrebe, Madeleine Angevine, Österreichisch-Weiß, Merbein 29-56, Teinturier, Traminette, Joannes Seyve 23416, Trousseau Noir, Verdejo, Verdelho, Vrboska, Csaba Gyöngye, Würzer
  • Traminer sind anfällig für Pilzkrankheiten, Botrytis
  • Traminer wird angebaut im Wallis, Elsass
  • Traminer wird angebaut in Deutschland, Baden, Sachsen, Österreich, Steiermark, Frankreich, Italien, Südtirol
  • Traminer wird angebaut in der Pfalz, Schweiz
  • Traminer wird verwendet zum Keltern von Weißwein



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon