Gv-Kartoffeln, Genkartoffeln


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Der Begriff gv-Kartoffel oder auch Genkartoffeln steht für Kartoffeln, die gentechnologisch veränderte wurden. Ziel der genetischen Veränderung der Kartoffel ist es sie für bestimmte Einsatzzwecke zu optimieren. So könnten genetische Veränderungen beispielsweise die Kartoffelpflanze resistent gegen Pflanzenschutzmittel machen oder einen höheren Stärkeanteil in der Kartoffelknolle zu bilden als herkömmliche Kartoffelpflanzen, oder die enzymatische Bräunung zu verhindern.


Einsatzgebiete für gv-Kartoffeln

Transplastomische Kartoffelpflanze

Der Kartoffelkäfer, ein Schädling, der zunehmend Resistenzen gegen chemische Pestizide und auch biologische Mittel wie Bakterientoxine entwickelt kann mit Hilfe von sogenannten transplastomischen Kartoffelpflanzen davon abgehalten werden die Kartoffelpflanze nachhaltig zu schädigen. Die genveränderten Kartoffelpflanzen bilden doppelsträngige RNA-Moleküle (dsRNAs) in ihren Chloroplasten. Diese Moleküle richten sich gegen lebenswichtige Gene des Kartoffelkäfers, wenn er von der Kartoffelpflanze frisst. Fressen die Schädlinge an diesen gv-Kartoffelpflanzen, sterben sie schon bald. Die dsRNA wirkt wie ein Insektizid auf den Kartoffelkäfer.

Optimierte Stärkezusammensetzung

gv-Kartoffeln werden in zahlreichen EU-Ländern im Freiland getestet. Dabei geht es insbesondere um eine veränderte Stärkezusammensetzung. Di ein Pflanzen vorkommende Stärke liegt in zwei unterschiedlichen Varianten vor: Amylose (etwa 20 bis 30 %) und Amylopektin (etwa 70 bis 80 %). Die Stärketypen besitzen jeweils unterschiedlichen Eigenschaften:

Amylose und Amylopektin

Amylose liegt in langen, kettenförmigen Molekülen vor. Der für die Industrielle Nutzung bedeutendere Stärketyp ist Amylopektin, der Hauptbestandteil der pflanzlichen Stärke. Er besteht aus großen, stark verzweigten Molekülen. Amylopektin ist für eine industrialisierte, technische Nutzung der Stärke insbesondere wegen seiner Wasserbindefähigkeit oder Wasserlöslichkeit von Bedeutung. Amylopektin wird in der Lebensmittelindustrie als Stärkezutaten bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt. Amylopektin-Stärke eignet sich auch für die Herstellung von Kleister, Kleb- sowie Schmierstoffe. Um die Amylopektin-Stärke nutzen zu können muss sie von der Amylose getrennt werden. Bei herkömmlichen Pflanzen werden die beiden Stärketypen chemisch, physikalisch oder enzymatisch voneinander getrennt. gv-Kartoffeln die lediglich noch die Amylopektin-Stärke produzieren würden die Trennung der beiden Stärketypen hinfällig werden lassen. Die Kartoffel mit dem Markennamen Amflora wurde gentechnisch so veränderte, dass sie nur noch amylosefreie Stärke liefert. Seit März 2010 darf diese - von BASF Plant Science entwickelte - Genkartoffel in der Europäischen Union angebaut werden. Allerdings hat BASF die Vermarktung dieser gv-Kartoffel Anfang 2012 gestoppt.



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben
  • Reinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015 » Lebensmittelchemie
  • Der große Larousse Gastronomique. Christian, 2012 » Der große Larousse Gastronomique
  • Hans-Joachim Rose: Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik. Tre Torri Verlag, 2007 » Die Küchenbibel: Enzyklopädie der Kulinaristik
  • Prof. Dr. Waldemar Ternes, Alfred Täufel: Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag, 2005 » Lebensmittel-Lexikon