Hafer


Wissenschaftliche Bezeichnung: Avena sativa
Englisch: oat
Französisch: avoine
Italienisch: biada
Spanisch: avena
Portugiesisch: Aveia
Türkisch: Yulaf
Dänisch: Havre
Norwegisch: Havre
Finnisch: Kaura
Thailändisch: ̄ĥāw xót, ข้าวโอ๊ต
Japanisch: Karasumugi, カラスムギ


Inhaltsverzeichnis
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Der Gemeine Hafer (bot.: Avena sativa) ist ein Getreide und gehört zu den Gräsern (bot.: Poaceae). Avena sativa ist nur eine von etwa 30 Haferarten, die hier stellvertretend für andere Arten genannt ist. Hafer wird einjährig angebaut und wächst etwa 0,6 bis 1,5 m hoch. Hafer steht in der botanischen Systematik relativ weit hinten. Daran ist u.a. die, im Vergleich mit anderen Getreidesorten entwicklungsbiologisch betrachtete niedrigere Ausbildungsform des Fruchtstandes verantwortlich. Hafer bildet im Unterscheid zu den anderen Getreidesorten eine Rispe als Fruchtstand. Andere Getreidesorten bilden dagegen Ähren. Hafer besitzt zwei- bis mehrblütige Rispen und einen hohlen und rundlichen Halm.


Hafer: Geschichte

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Die ältesten Nutzungshinweise von Hafer lassen darauf schließen, dass in Polen und der Schwarzmeerregion etwa ab dem 5.Jt. v.Chr. Hafer Landwirtschaftlich genutzt wurde. Archäologische Funde in Pfahlbauten am Beiler See und Zürichsee belegen das Hafer schon seit dem 3.Jt. v.Chr. in Mitteleuropa angebaut wurde. Bis in das Mittelalter war der Haferanbau auf das Gebiet nördlich des Mains beschränkt, der dann später auch weiter südlich angebaut wurde. Ab dem Hochmittelalter (11.Jh. n.Chr.) ist Hafer in Mittelgebirgslagen eine bedeutende Feldfrucht. Sie verlor aber durch die Einführung der Kartoffel ihre Stellung als Hauptanbaufrucht. Jedoch blieb Hafer bis 1939 nach Weizen und Mais die weltweit dritthäufigste angebaute Getreideart. In Deutschland war Hafer nach Roggen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts die wichtigste Getreideart. Heute spielt der Haferanbau in Deutschland, jedenfalls in Vergleich gegenüber anderen Getreidearten nur eine Untergeordnete Rolle. Sein Anbau findet lediglich noch in den Mittelgebirgen, im Alpenvorland sowie in den Küstenregionen statt.


Hafer: Verwendung

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Hafer wird in den Industrienationen hauptsächlich als Viehfutter verwendet. Als Brotgetreide nutzt man ihn nur wenig, da die Körner infolge des geringen Kleberanteils zur Herstellung von Brot kaum geeignet sind. Daneben wird Hafer vorwiegend zu Flocken, Grieß und Mehl verarbeitet. Aus ganzen Haferkörnern wir zudem Hafertee gekocht. Gelegentlich wird in einigen Regionen aus Hafer Whiskey gebrannt.


Hafer: Inhaltsstoffe

Entspelzte Haferkörner enthalten 55 % Kohlenhydrate, 12,6 % Eiweiß, 10 % Ballaststoffe, 7 % Fett und 1,2 % Mineralstoffe sowie bedeutende Mengen an B-Vitaminen. Hafer enthält im Vergleich mit anderen Getreidearten wenig Gluten, das aber dennoch bei Personen mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) zu gesundheitlichen Problemen führen kann.


Hafer: Heilpflanze

2017 wurde der echte Hafer zur "Arzneipflanze des Jahres" gekürt, denn der Hafer besitzt eine besonders spezielle Art von Ballaststoffen, die so genannten Beta-Glucane (β-Glucane). Beta-Glucane kommen vor allem in den Zellwänden von Getreide, Bakterien und Pilzen vor. In 100 g Hafer sind bis zu 4,5 g Beta-Glucane enthalten. Beta-Glucane verhindern beispielsweise einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels und sind darum besonders interessant für Menschen, die an Diabetes Typ II leiden. Einige Studien zufolge sollen insulinpflichtige Diabetiker mit zwei Tagen pro Monat an denen die Ernährung hauptsächlich aus Hafer besteht ihren Insulinbedarf um ein Drittel senken können. An den Hafertagen wird nicht nur ausschließlich Hafer gegessen. Der Hafer bildet lediglich den Hauptbestandteil der Mahlzeiten. Erlaubt waren während der Studie auch Obst und Gemüse. Ausschlaggebend war bei der Untersuchung, dass bei den drei Mahlzeiten pro Tag Hafer die Basis der Mahlzeiten bildete. 50 g Hafer pro Mahlzeit sollen an einem Hafertag demnach den Blutzuckerspielgen für zwei bis drei Wochen auf einem niedrigen Niveau halten. Darüber hinaus schützen β-Glucane die Schleimhaut des Verdauungstraktes. Zudem bindet Beta-Glucan vermutlich Gallensäuren und fördert deren Ausscheidung. Darum muss der Körper auf Cholesterin zurückgreifen, um neue Gallensäuren zu bilden. Darum kann der Verzehr von Hafer dafür sorgen, dass der Cholesterinspiegel sinkt.



Kalorien, Vitamine, Mineralien und Nährstoffe pro 100 g/ml

Hafer: Hauptnährstoffe
Kalorien (kcal/kj): 377/1410
Kohlenhydrateinheiten (KE, KHE): 5,5
Broteinheiten (BE): 4,58
Kohlenhydrate: 55,70 g
Ballaststoffe: 9,70 g
Eiweiß: 12,60 g
Wasser: 13 g
Fett: 7,10 g
MFU: 2,90 g
Cholesterin: 0 mg

Hafer: Vitamine
Retinol: * µg
Thiamin: 0,67 mg
Riboflavin: 0,17 mg
Niacin: 2,40 mg
Pyridoxin: 0,96 mg
Ascorbin: + mg
Tocopherol: 0,80 mg

Hafer: Mineralstoffe
Natrium: 8 mg
Kalium: 355 mg
Calcium: 80 mg
Phosphor: 342 mg
Magnesium: 129 mg
Eisen: 5,80 mg

Legende: kcl = Kilokalorie (1 kcal = 4.184 kJ), kj = Kilojoule, g = Gramm, mg = Milligramm (1 mg = 0.001 g), µg = Mikrogramm (1 µg = 0.001 mg), Mengenangaben: "*" = keine Daten vorhanden "+" = in Spuren enthalten, "0" = keine Daten oder praktisch nicht vorhanden.

Alle Angaben ohne Gewähr!



Zusammenfassung und Kurzinfos

  • Getreideflocken werden hergestellt aus Hafer
  • Hafer enthält wenig Gluten
  • Hafer gehört zu den Gräsern
  • Hafer ist ein Getreide, Brotgetreide
  • Hafer ist eine Heilpflanze
  • Hafer senkt den Cholesterinspiegel, Blutzuckerspiegel
  • Hafer wird verwendet zur Herstellung von Flocken, Grieß, Mehl, Hafertee, Whiskey



Quellen


  • Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben. Brockhaus, 2011 » Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben